Tristan, by Thomas Mann The Project Gutenberg EBook of Tristan, by Thomas Mann This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.net Title: Tristan Author: Thomas Mann Release Date: October 20, 2004 [EBook #13810] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK TRISTAN *** Produced by Martin Agren, Brett Koonce and the PG Online Distributed Proofreading Team. Tristan von Thomas Mann 1 Hier ist >Einfried<, das Sanatorium! Wei? und geradlinig liegt es mit seinem langgestreckten Hauptgeb?ude und seinem Seitenfl¨¹gel inmitten des weiten Gartens, der mit Grotten, Laubeng?ngen und kleinen Pavillons aus Baumrinde erg?tzlich ausgestattet ist, und hinter seinen Schieferd?chern ragen tannengr¨¹n, massig und weich zerkl¨¹ftet die Berge himmelan. Nach wie vor leitet Doktor Leander die Anstalt. Mit seinem zweispitzigen schwarzen Bart, der hart und kraus ist wie das Ro?haar, mit dem man die M?bel stopft, seinen dicken, funkelnden Brillengl?sern und diesem Aspekt eines Mannes, den die Wissenschaft gek?ltet, geh?rtet und mit stillem, nachsichtigem Pessimismus erf¨¹llt hat, h?lt er auf kurz angebundene und verschlossene Art die Leidenden in seinem Bann, -- alle diese Individuen, die, zu schwach, sich selbst Gesetze zu geben und sie zu halten, ihm ihr Verm?gen ausliefern, um sich von seiner Strenge st¨¹tzen lassen zu d¨¹rfen. Was Fr?ulein von Osterloh betrifft, so steht sie mit unerm¨¹dlicher Hingabe dem Haushalte vor. Mein Gott, wie t?tig sie, treppauf und treppab, von einem Ende der Anstalt zum anderen eilt! Sie herrscht in K¨¹che und Vorratskammer, sie klettert in den W?scheschr?nken umher, sie kommandiert die Dienerschaft und bestellt unter den Gesichtspunkten der Sparsamkeit, der Hygiene, des Wohlgeschmacks und der ?u?eren Anmut den Tisch des Hauses, sie wirtschaftet mit einer rasenden Umsicht, und in ihrer extremen T¨¹chtigkeit liegt ein best?ndiger Vorwurf f¨¹r die gesamte M?nnerwelt verborgen, von der noch niemand darauf verfallen ist, sie heimzuf¨¹hren. Auf ihren Wangen aber gl¨¹ht in zwei runden, karmoisinroten Flecken die unausl?schliche Hoffnung, dereinst Frau Doktor Leander zu werden... Ozon und stille, stille Luft ... f¨¹r Lungenkranke ist >Einfried<, was Doktor Leanders Neider und Rivalen auch sagen m?gen, aufs w?rmste zu empfehlen. Aber es halten sich nicht nur Phthisiker, es halten sich Patienten aller Art, Herren, Damen und sogar Kinder hier auf: Doktor Leander hat auf den verschiedensten Gebieten Erfolge aufzuweisen. Es gibt hier gastrisch Leidende, wie die Magistratsr?tin Spatz, die ¨¹berdies an den Ohren krankt, Herrschaften mit Herzfehlern, Paralytiker, Rheumatiker und Nerv?se in allen Zust?nden. Ein diabetischer General verzehrt hier unter immerw?hrendem Murren seine Pension. Mehrere Herren mit entfleischten Gesichtern werfen auf jene unbeherrschte Art ihre Beine, die nichts Gutes bedeutet. Eine f¨¹nfzigj?hrige Dame, die Pastorin H?hlenrauch, die neunzehn Kinder zur Welt gebracht hat und absolut keines Gedankens mehr f?hig ist, gelangt dennoch nicht zum Frieden, sondern irrt, von einer bl?den Unrast getrieben, seit einem Jahre bereits am Arm ihrer Privatpflegerin starr und stumm, ziellos und unheimlich durch das ganze Haus. Dann und wann stirbt jemand von den >Schweren<, die in ihren Zimmern liegen und nicht zu den Mahlzeiten noch im Konversationszimmer erscheinen, und niemand, selbst der Zimmernachbar nicht, erf?hrt etwas davon. In stiller Nacht wird der w?chserne Gast beiseite geschafft, und ungest?rt nimmt das Treiben in >Einfried< seinen Fortgang, das Massieren, Elektrisieren und Injizieren, das Duschen, Baden, Turnen, Schwitzen und Inhalieren in den verschiedenen mit allen Errungenschaften der Neuzeit ausgestatteten R?umlichkeiten... Ja, es geht lebhaft zu hierselbst. Das Institut steht in Flor. Der Portier, am Eingange des Seitenfl¨¹gels, r¨¹hrt die gro?e Glocke, wenn neue G?ste eintreffen, und in aller Form geleitet Doktor Leander, zusammen mit Fr?ulein von Osterloh, die Abreisenden zum Wagen. Was f¨¹r Existenzen hat >Einfried< nicht schon beherbergt! Sogar ein Schriftsteller ist da, ein exzentrischer Mensch, der den Namen irgendeines Minerals oder Edelsteines f¨¹hrt und hier dem Herrgott die Tage stiehlt... ¨¹brigens ist, neben Herrn Doktor Leander, noch ein zweiter Arzt vorhanden, f¨¹r die leichten F?lle und die Hoffnungslosen. Aber er hei?t M¨¹ller und ist ¨¹berhaupt nicht der Rede wert. 2 Anfang Januar brachte Gro?kaufmann Kl?terjahn -- in Firma A. C. Kl?terjahn & Comp. -- seine Gattin nach >Einfried<; der Portier r¨¹hrte die Glocke, und Fr?ulein von Osterloh begr¨¹?te die weither gereisten Herrschaften im Empfangszimmer zu ebener Erde, das, wie beinahe das ganze vornehme alte Haus, in wunderbar reinem Empirestil eingerichtet war. Gleich darauf erschien auch Doktor Leander; er verbeugte sich, und es entspann sich eine erste, f¨¹r beide Teile orientierende Konversation. Drau?en lag der winterliche Garten mit Matten ¨¹ber den Beeten, verschneiten Grotten und vereinsamten Tempelchen, und zwei Hausknechte schleppten vom Wagen her, der auf der Chaussee vor der Gatterpforte hielt -- denn es f¨¹hrte keine Anfahrt zum Hause-, die Koffer der neuen G?ste herbei. ?Langsam, Gabriele, take care, mein Engel, und halte den Mund zu?, hatte Herr Kl?terjahn gesagt, als er seine Frau durch den Garten f¨¹hrte; und in dieses ?take care? mu?te z?rtlichen und zitternden Herzens jedermann innerlich einstimmen, der sie erblickte, -- wenn auch nicht zu leugnen ist, da? Herr Kl?terjahn es anstandslos auf deutsch h?tte sagen k?nnen. Der Kutscher, welcher die Herrschaften von der Station zum Sanatorium gefahren hatte, ein roher, unbewu?ter Mann ohne Feingef¨¹hl, hatte geradezu die Zunge zwischen die Z?hne genommen vor ohnm?chtiger Behutsamkeit, w?hrend der Gro?kaufmann seiner Gattin beim Aussteigen behilflich war; ja, es hatte ausgesehen, als ob die beiden Braunen, in der stillen Frostluft qualmend, mit r¨¹ckw?rts gerollten Augen angestrengt diesen ?ngstlichen Vorgang verfolgten, voll Besorgnis f¨¹r soviel schwache Grazie und zarten Liebreiz. Die junge Frau litt an der Luftr?hre, wie ausdr¨¹cklich in dem anmeldenden Schreiben zu lesen stand, das Herr Kl?terjahn vom Strande der Ostsee aus an den dirigierenden Arzt von >Einfried< gerichtet hatte, und Gott sei Dank, da? es nicht die Lunge war! Wenn es aber dennoch die Lunge gewesen w?re, -- diese neue Patientin h?tte keinen holderen und veredelteren, keinen entr¨¹ckteren und unstofflicheren Anblick gew?hren k?nnen als jetzt, da sie an der Seite ihres st?mmigen Gatten, weich und erm¨¹det in den wei?lackierten, gradlinigen Armsessel zur¨¹ckgelehnt, dem Gespr?che folgte. Ihre sch?nen, blassen H?nde, ohne Schmuck bis auf den schlichten Ehering, ruhten in den Scho?falten eines schweren und dunklen Tuchrockes, und sie trug eine silbergraue, anschlie?ende Taille mit festem Stehkragen, die mit hochaufliegenden Sammetarabesken ¨¹ber und ¨¹ber besetzt war. Aber diese gewichtigen und warmen Stoffe lie?en die uns?gliche Zartheit, S¨¹?igkeit und Mattigkeit des K?pfchens nur noch r¨¹hrender, unirdischer und lieblicher erscheinen. Ihr lichtbraunes Haar, tief im Nacken zu einem Knoten zusammengefa?t, war glatt zur¨¹ckgestrichen, und nur in der N?he der rechten Schl?fe fiel eine krause, lose Locke in die Stirn, unfern der Stelle, wo ¨¹ber der markant gezeichneten Braue ein kleines, seltsames ?derchen sich bla?blau und kr?nklich in der Klarheit und Makellosigkeit dieser wie durchsichtigen Stirn verzweigte. Dies blaue ?derchen ¨¹ber dem Auge beherrschte auf eine beunruhigende Art das ganze feine Oval des Gesichts. Es trat sichtbarer hervor, sobald die Frau zu sprechen begann, ja sobald sie auch nur l?chelte, und es gab alsdann dem Gesichtsausdruck etwas Angestrengtes, ja selbst Bedr?ngtes, was unbestimmte Bef¨¹rchtungen erweckte. Dennoch sprach sie und l?chelte. Sie sprach freim¨¹tig und freundlich mit ihrer leicht verschleierten Stimme, und sie l?chelte mit ihren Augen, die ein wenig m¨¹hsam blickten, ja hie und da eine kleine Neigung zum Verschie?en zeigten, und deren Winkel, zu beiden Seiten der schmalen Nasenwurzel, in tiefem Schatten lagen, sowie mit ihrem sch?nen, breiten Munde, der bla? war und dennoch zu leuchten schien, vielleicht, weil seine Lippen so ¨¹beraus scharf und deutlich umrissen wa-ren. Manchmal h¨¹stelte sie. Hierbei f¨¹hrte sie ihr Taschentuch zum Munde und betrachtete es alsdann. ?H¨¹stle nicht, Gabriele?, sagte Herr Kl?terjahn. ?Du wei?t, da? Doktor Hinzpeter zu Hause es dir extra verboten hat, darling, und es ist blo?, da? man sich zusammennimmt, mein Engel. Es ist, wie gesagt, die Luftr?hre?, wiederholte er. ?Ich glaubte wahrhaftig, es w?re die Lunge, als es losging, und kriegte, wei? Gott, einen Schreck. Aber es ist nicht die Lunge, nee, Deubel noch mal, auf so was lassen wir uns nicht ein, was, Gabriele? h?, h?!? ?Zweifelsohne?, sagte Doktor Leander und funkelte sie mit seinen Brillengl?sern an. Hierauf verlangte Herr Kl?terjahn Kaffee -- Kaffee und Buttersemmeln, und er hatte eine anschauliche Art, den K-Laut ganz hinten im Schlunde zu bilden und ?Bottersemmeln? zu sagen, da? jedermann Appetit bekommen mu?te. Er bekam, was er w¨¹nschte, bekam auch Zimmer f¨¹r sich und seine Gattin, und man richtete sich ein. ¨¹brigens ¨¹bernahm Doktor Leander selbst die Behandlung, ohne Doktor M¨¹ller f¨¹r den Fall in Anspruch zu nehmen. 3 Die Pers?nlichkeit der neuen Patientin erregte ungew?hnliches Aufsehen in >Einfried<, und Herr Kl?terjahn, gew?hnt an solche Erfolge, nahm jede Huldigung, die man ihr darbrachte, mit Genugtuung entgegen. Der diabetische General h?rte einen Augenblick zu murren auf, als er ihrer zum ersten Male ansichtig wurde, die Herren mit den entfleischten Gesichtern l?chelten und versuchten angestrengt, ihre Beine zu beherrschen, wenn sie in ihre N?he kamen, und die Magistratsr?tin Spatz schlo? sich ihr sofort als ?ltere Freundin an. Ja, sie machte Eindruck, die Frau, die Herrn Kl?terjahns Namen trug! Ein Schriftsteller, der seit ein paar Wochen in >Einfried< seine Zeit verbrachte, ein befremdender Kauz, dessen Name wie der eines Edelgesteines lautete, verf?rbte sich geradezu, als sie auf dem Korridor an ihm vor¨¹berging, blieb stehen und stand noch immer wie angewurzelt, als sie schon l?ngst entschwunden war. Zwei Tage waren noch nicht vergangen, als die ganze Kurgesellschaft mit ihrer Geschichte vertraut war. Sie war aus Bremen geb¨¹rtig, was ¨¹brigens, wenn sie sprach, an gewissen liebensw¨¹rdigen Lautverzerrungen zu erkennen war, und hatte dortselbst vor zwiefacher Jahresfrist dem Gro?h?ndler Kl?terjahn ihr Ja-Wort f¨¹rs Leben erteilt. Sie war ihm in seine Vaterstadt, dort oben am Ostseestrande, gefolgt und hatte ihm vor nun etwa zehn Monaten unter ganz au?ergew?hnlich schweren und gef?hrlichen Umst?nden ein Kind, einen bewundernswert lebhaften und wohlgeratenen Sohn und Erben beschert. Seit diesen furchtbaren Tagen aber war sie nicht wieder zu Kr?ften gekommen, gesetzt, da? sie jemals bei Kr?ften gewesen war. Sie war kaum vom Wochenbette erstanden, ?u?erst ersch?pft, ?u?erst verarmt an Lebenskr?ften, als sie beim Husten ein wenig Blut aufgebracht hatte, -- oh, nicht viel, ein unbedeutendes bi?chen Blut; aber es w?re doch besser ¨¹berhaupt nicht zum Vorschein gekommen, und das Bedenkliche war, da? derselbe kleine unheimliche Vorfall sich nach kurzer Zeit wiederholte. Nun, es gab Mittel hiergegen, und Doktor Hinzpeter, der Hausarzt, bediente sich ihrer. Vollst?ndige Ruhe wurde geboten, Eisst¨¹ckchen wurden geschluckt, Morphium ward gegen den Hustenreiz verabfolgt und das Herz nach M?glichkeit beruhigt. Die Genesung aber wollte sich nicht einstellen, und w?hrend das Kind, Anton Kl?terjahn der J¨¹ngere, ein Prachtst¨¹ck von einem Baby, mit ungeheurer Energie und R¨¹cksichtslosigkeit seinen Platz im Leben eroberte und behauptete, schien die junge Mutter in einer sanften und stillen Glut dahinzuschwinden ... Es war, wie gesagt, die Luftr?hre, ein Wort, das in Doktor Hinzpeters Munde eine ¨¹berraschend tr?stliche, beruhigende, fast erheiternde Wirkung auf alle Gem¨¹ter aus¨¹bte. Aber obgleich es nicht die Lunge war, hatte der Doktor schlie?lich den Einflu? eines milderen Klimas und des Aufenthaltes in einer Kuranstalt zur Beschleunigung der Heilung als dringend w¨¹nschenswert erachtet, und der Ruf des Sanatoriums >Einfried< und seines Leiters hatte das ¨¹brige getan. So verhielt es sich; und Herr Kl?terjahn selbst erz?hlte es jedem, der Interesse daf¨¹r an den Tag legte. Er redete laut, salopp und gutgelaunt, wie ein Mann, dessen Verdauung sich in so guter Ordnung befindet wie seine B?rse, mit weit ausladenden Lippenbewegungen, in der breiten und dennoch rapiden Art der K¨¹stenbewohner vom Norden. Manche Worte schleuderte er hervor, da? jeder Laut einer kleinen Entladung glich, und lachte dar¨¹ber wie ¨¹ber einen gelungenen Spa?. Er war mittelgro?, breit, stark und kurzbeinig und besa? ein volles, rotes Gesicht mit wasserblauen Augen, die von ganz hellblonden Wimpern beschattet waren, ger?umigen N¨¹stern und feuchten Lippen. Er trug einen englischen Backenbart, war ganz englisch gekleidet und zeigte sich entz¨¹ckt, eine englische Familie, Vater, Mutter und drei h¨¹bsche Kinder mit ihrer nurse, in >Einfried< anzutreffen, die sich hier aufhielt, einzig und allein, weil sie nicht wu?te, wo sie sich sonst aufhalten sollte, und mit der er morgens englisch fr¨¹hst¨¹ckte. ¨¹brigens liebte er es, viel und gut zu speisen und zu trinken, zeigte sich als ein wirklicher Kenner von K¨¹che und Keller und unterhielt die Kurgesellschaft aufs anregendste von den Diners, die daheim in seinem Bekanntenkreise gegeben wurden, sowie mit der Schilderung gewisser auserlesener, hier unbekannter Platten. Hierbei zogen seine Augen sich mit freundlichem Ausdruck zusammen und seine Sprache erhielt etwas Gaumiges und Nasales, indes leicht schmatzende Ger?usche im Schlunde sie begleiteten. Da? er auch anderen irdischen Freuden nicht grunds?tzlich abhold war, bewies er an jenem Abend, als ein Kurgast von >Einfried<, ein Schriftsteller von Beruf, ihn auf dem Korridor in ziemlich unerlaubter Weise mit einem Stubenm?dchen scherzen sah, -- ein kleiner, humoristischer Vorgang, zu dem der betreffende Schriftsteller eine l?cherlich angeekelte Miene machte. Was Herrn Kl?terjahns Gattin anging, so war klar und deutlich zu beobachten, da? sie ihm von Herzen zugetan war. Sie folgte l?chelnd seinen Worten und Bewegungen: nicht mit der ¨¹berheblichen Nachsicht, die manche Leidenden den Gesunden entgegenbringen, sondern mit der liebensw¨¹rdigen Freude und Teilnahme gutgearteter Kranker an den zuversichtlichen Lebens?u?erungen von Leuten, die in ihrer Haut sich wohlf¨¹hlen. Herr Kl?terjahn verweilte nicht lange in >Einfried<. Er hatte seine Gattin hierher geleitet; nach Verlauf einer Woche aber, als er sie wohl aufgehoben und in guten H?nden wu?te, war seines Bleibens nicht l?nger. Pflichten von gleicher Wichtigkeit, sein bl¨¹hendes Kind, sein ebenfalls bl¨¹hendes Gesch?ft, riefen ihn in die Heimat zur¨¹ck; sie zwangen ihn, abzureisen und seine Frau im Genusse der besten Pflege zur¨¹ckzulassen. 4 Spinell hie? der Schriftsteller, der seit mehreren Wochen in >Einfried< lebte, Detlev Spinell war sein Name, und sein ?u?eres war wunderlich. Man vergegenw?rtige sich einen Br¨¹netten am Anfang der Drei?iger und von stattlicher Statur, dessen Haar an den Schl?fen schon merklich zu ergrauen beginnt, dessen rundes, wei?es, ein wenig gedunsenes Gesicht aber nicht die Spur irgendeines Bartwuchses zeigt. Es war nicht rasiert, -- man h?tte es gesehen; weich, verwischt und knabenhaft, war es nur hier und da mit einzelnen Flaumh?rchen besetzt. Und das sah ganz merkw¨¹rdig aus. Der Blick seiner rehbraunen, blanken Augen war von sanftem Ausdruck, die Nase gedrungen und ein wenig zu fleischig. Ferner besa? Herr Spinell eine gew?lbte, por?se Oberlippe r?mischen Charakters, gro?e, kari?se Z?hne und F¨¹?e von seltenem Umfange. Einer der Herren mit den unbeherrschten Beinen, der ein Zyniker und Witzbold war, hatte ihn hinter seinem R¨¹cken ?der verweste S?ugling? getauft; aber das war h?misch und wenig zutreffend. -- Er ging gut und modisch gekleidet, in langem schwarzen Rock und farbig punktierter Weste. Er war ungesellig und hielt mit keiner Seele Gemeinschaft. Nur zuweilen konnte eine leutselige, liebevolle und ¨¹berquel-lende Stimmung ihn befallen, und das geschah jedesmal, wenn Herr Spinell in ?sthetischen Zustand verfiel, wenn der Anblick von irgend etwas Sch?nem, der Zusammenklang zweier Farben, eine Vase von edler Form, das vom Sonnenuntergang bestrahlte Gebirge ihn zu lauter Bewunderung hinri?. ?Wie sch?n!? sagte er dann, indem er den Kopf auf die Seite legte, die Schultern emporzog, die H?nde spreizte und Nase und Lippen krauste. ?Gott, sehen Sie, wie sch?n!? Und er war imstande, blindlings die distinguiertesten Herrschaften, ob Mann oder Weib, zu umhalsen in der Bewegung solcher Augenblicke... Best?ndig lag auf seinem Tische, f¨¹r jeden sichtbar, der sein Zimmer betrat, das Buch, das er geschrieben hatte. Es war ein Roman von m??igem Umfange, mit einer vollkommen verwirrenden Umschlagzeichnung versehen und gedruckt auf einer Art von Kaffee-Sieb-Papier mit Buchstaben, von denen ein jeder aussah wie eine gotische Kathedrale. Fr?ulein von Osterloh hatte es in einer m¨¹?igen Viertelstunde gelesen und fand es ?raffiniert?, was ihre Form war, das Urteil ?unmenschlich langweilig? zu umschreiben. Es spielte in mond?nen Salons, in ¨¹ppigen Frauengem?chern, die voller erlesener Gegenst?nde waren, voll von Gobelins, uralten Meubles, k?stlichem Porzellan, unbezahlbaren Stoffen und k¨¹nstlerischen Kleinodien aller Art. Auf die Schilderung dieser Dinge war der liebevollste Wert gelegt, und best?ndig sah man dabei Herrn Spinell, wie er die Nase kraus zog und sagte: ?Wie sch?n! Gott, sehen Sie, wie sch?n!? ... ¨¹brigens mu?te es wundernehmen, da? er noch nicht mehr B¨¹cher verfa?t hatte als dieses eine, denn augenscheinlich schrieb er mit Leidenschaft. Er verbrachte den gr??eren Teil des Tages schreibend auf seinem Zimmer und lie? au?erordentlich viele Briefe zur Post bef?rdern, fast t?glich einen oder zwei, -- wobei es nur als befremdend und belustigend auffiel, da? er seinerseits h?chst selten welche empfing... 5 Herr Spinell sa? der Gattin Herrn Kl?terjahns bei Tische gegen¨¹ber. Zur ersten Mahlzeit, an der die Herrschaften teilnahmen, erschien er ein wenig zu sp?t in dem gro?en Speisesaal im Erdgescho? des Seitenfl¨¹gels, sprach mit weicher Stimme einen an alle gerichteten Gru? und begab sich an seinen Platz, worauf Doktor Leander ihn ohne viel Zeremonie den neu Angekommenen vorstellte. Er verbeugte sich und begann dann, offenbar ein wenig verlegen, zu essen, indem er Messer und Gabel mit seinen gro?en, wei?en und sch?n geformten H?nden, die aus sehr engen ?rmeln hervorsahen, in ziemlich affektierter Weise bewegte. Sp?ter ward er frei und betrachtete in Gelassenheit abwechselnd Herrn Kl?terjahn und seine Gattin. Auch richtete Herr Kl?terjahn im Verlaufe der Mahlzeit einige Fragen und Bemerkungen betreffend die Anlage und das Klima von >Einfried< an ihn, in die seine Frau in ihrer lieblichen Art zwei oder drei Worte einflie?en lie?, und die Herr Spinell h?flich beantwortete. Seine Stimme war mild und recht angenehm; aber er hatte eine etwas behinderte und schl¨¹rfende Art zu sprechen, als seien seine Z?hne der Zunge im Wege. Nach Tische, als man ins Konversationszimmer hin¨¹bergegangen war und Doktor Leander den neuen G?sten im besonderen eine gesegnete Mahlzeit w¨¹nschte, erkundigte sich Herrn Kl?terjahns Gattin nach ihrem Gegen¨¹ber. ?Wie hei?t der Herr?? fragte sie ... ?Spinelli? Ich habe den Namen nicht verstanden.? ?Spinell ... nicht Spinelli, gn?dige Frau. Nein, er ist kein Italiener, sondern blo? aus Lemberg geb¨¹rtig, soviel ich wei? ...? ?Was sagten Sie? Er ist Schriftsteller? Oder was?? fragte Herr Kl?terjahn; er hielt die H?nde in den Taschen seiner bequemen englischen Hose, neigte sein Ohr dem Doktor zu und ?ffnete, wie manche Leute pflegen, den Mund beim Horchen. ?Ja, ich wei? nicht, -- er schreibt ...? antwortete Doktor Leander. ?Er hat, glaube ich, ein Buch ver?ffentlicht, eine Art Roman, ich wei? wirklich nicht ...? Dieses wiederholte ?Ich wei? nicht? deutete an, da? Doktor Leander keine gro?en St¨¹ke auf den Schriftsteller hielt und jede Verantwortung f¨¹r ihn ablehnte. ?Aber das ist ja sehr interessant!? sagte Herrn Kl?terjahns Gattin. Sie hatte noch nie einen Schriftsteller von Angesicht zu Angesicht gesehen. ?O ja?, erwiderte Doktor Leander entgegenkommend. ?Er soll sich eines gewissen Rufes erfreuen ...? Dann wurde nicht mehr von dem Schriftsteller gesprochen. Aber ein wenig sp?ter, als die neuen G?ste sich zur¨¹ckgezogen hatten und Doktor Leander ebenfalls das Konversationszimmer verlassen wollte, hielt Herr Spinell ihn zur¨¹k und erkundigte sich auch seinerseits. ?Wie ist der Name des Paares?? fragte er ... ?Ich habe nat¨¹rlich nichts verstanden.? ?Kl?terjahn?, antwortete Doktor Leander und ging schon wieder. ?Wie hei?t der Mann?? fragte Herr Spinell ... ?Kl?terjahn hei?en sie!? sagte Doktor Leander und ging seiner Wege. -- Er hielt gar keine gro?en St¨¹ke auf den Schriftsteller. 6 Waren wir schon soweit, da? Herr Kl?terjahn in die Heimat zur¨¹kgekehrt war? Ja, er weilte wieder am Ostseestrande, bei seinen Gesch?ften und seinem Kinde, diesem r¨¹ksichtslosen und lebensvollen kleinen Gesch?pf, das seiner Mutter sehr viele Leiden und einen kleinen Defekt an der Luftr?hre gekostet hatte. Sie selbst aber, die junge Frau, blieb in >Einfried< zur¨¹ck, und die Magistratsr?tin Spatz schlo? sich ihr als ?ltere Freundin an. Das aber hinderte nicht, da? Herrn Kl?terjahns Gattin auch mit den ¨¹brigen Kurg?sten gute Kameradschaft pflegte, zum Beispiel mit Herrn Spinell, der ihr zum Erstaunen aller (denn er hatte bislang mit keiner Seele Gemeinschaft gehalten) von Anbeginn eine au?erordentliche Ergebenheit und Dienstfertigkeit entgegenbrachte, und mit dem sie in den Freistunden, die eine strenge Tagesordnung ihr lie?, nicht ungern plauderte. Er n?herte sich ihr mit einer ungeheuren Behutsamkeit und Ehrerbietung und sprach zu ihr nicht anders als mit sorgf?ltig ged?mpfter Stimme, so da? die R?tin Spatz, die an den Ohren krankte, meistens ¨¹berhaupt nichts von dem verstand, was er sagte. Er trat auf den Spitzen seiner gro?en F¨¹?e zu dem Sessel, in dem Herrn Kl?terjahns Gattin zart und l?chelnd lehnte, blieb in einer Entfernung von zwei Schritten stehen, hielt das eine Bein zur¨¹ckgestellt und den Oberk?rper vorgebeugt und sprach in seiner etwas behinderten und schl¨¹rfenden Art leise, eindringlich und jeden Augenblick bereit, eilends zur¨¹ckzutreten und zu verschwinden, sobald ein Zeichen von Erm¨¹dung und ¨¹berdru? sich auf ihrem Gesicht bemerkbar machen w¨¹rde. Aber er verdro? sie nicht; sie forderte ihn auf, sich zu ihr und der R?tin zu setzen, richtete irgendeine Frage an ihn und h?rte ihm dann l?chelnd und neugierig zu, denn manchmal lie? er sich so am¨¹sant und seltsam vernehmen, wie es ihr noch niemals begegnet war. ?Warum sind Sie eigentlich in >EinfriedEinfried< ist ganz empire, es ist ehedem ein Schlo?, eine Sommer-Residenz gewesen, wie man mir sagt. Dieser Seitenfl¨¹gel ist ja ein Anbau aus sp?terer Zeit, aber das Hauptgeb?ude ist alt und echt. Es gibt Zeiten, in denen ich das empire einfach nicht entbehren kann, in denen es mir, um einen bescheidenen Grad des Wohlbefindens zu erreichen, unbedingt n?tig ist. Es ist klar, da? man sich anders befindet zwischen M?beln weich und bequem bis zur Laszivit?t, und anders zwischen diesen gereadlinigen Tischen, Sesseln und Draperieen ... Diese Helligkeit und H?rte, diese kalte, herbe Einfachheit und reservierte Strenge verleiht mir Haltung und W¨¹rde, gn?dige Frau, sie hat auf die Dauer eine innere Reinigung und Restaurierung zur Folge, sie hebt mich sittlich, ohne Frage....? ?Ja, das ist merkw¨¹rdig?, sagte sie. ?¨¹brigens verstehe ich es, wenn ich mir M¨¹he gebe.? Hierauf erwiderte er, da? es irgendwelcher M¨¹he nicht lohne, und dann lachten sie miteinander. Auch die R?tin Spatz lachte und fand es merkw¨¹rdig; aber sie sagte nicht, da? sie es verst¨¹nde. Das Konversationszimmer war ger?umig und sch?n. Die hohe, wei?e Fl¨¹gelt¨¹r zu dem ansto?enden Billard-Raume stand weit ge?ffnet, wo die Herren mit den unbeherrschten Beinen und andere sich vergn¨¹gten. Andererseits gew?hrte eine Glast¨¹r den Ausblick auf die breite Terrasse und den Garten. Seitw?rts davon stand ein Piano. Ein gr¨¹nausgeschlagener Spieltisch war vorhanden, an dem der diabetische General mit ein paar anderen Herren Whist spielte. Damen lasen und waren mit Handarbeiten besch?ftigt. Ein eiserner Ofen besorgte die Heizung, aber vor dem stilvollen Kamin, in dem nachgeahmte, mit gl¨¹hroten Papierstreifen beklebte Kohlen lagen, waren behagliche Plauderpl?tze. ?Sie sind ein Fr¨¹haufsteher, Herr Spinell?, sagte Herrn Kl?terjahns Gattin. ?Zuf?llig habe ich Sie nun schon zwei- oder dreimal um halb acht Uhr am Morgen das Haus verlassen sehen.? ?Ein Fr¨¹haufsteher? Ach, sehr mit Unterschied, gn?dige Frau. Die Sache ist die, da? ich fr¨¹h aufstehe, weil ich eigentlich ein Langschl?fer bin.? ?Das m¨¹ssen Sie nun erkl?ren, Herr Spinell!? -- Auch die R?tin Spatz wollte es erkl?rt haben. ?Nun ... ist man ein Fr¨¹haufsteher, so hat man es, d¨¹nkt mich, nicht n?tig, gar so fr¨¹h aufzustehen. Das Gewissen, gn?dige Frau ... es ist eine schlimme Sache mit dem Gewissen! Ich und meinesgleichen, wir schlagen uns zeit unseres Lebens damit herum und haben alle H?nde voll zu tun, es hier und da zu betr¨¹gen und ihm kleine, schlaue Genugtuungen zuteil werden zu lassen. Wir sind unn¨¹tze Gesch?pfe, ich und meinesgleichen, und abgesehen von wenigen guten Stunden schleppen wir uns an dem Bewu?tsein unserer Unn¨¹tzlichkeit wund und krank. Wir hassen das N¨¹tzliche, wir wissen, da? es gemein und unsch?n ist, und wir verteidigen diese Wahrheit, wie man nur Wahrheiten verteidigt, die man unbedingt n?tig hat. Und dennoch sind wir so ganz vom b?sen Gewissen zernagt, da? kein heiler Fleck mehr an uns ist. Hinzu kommt, da? die ganze Art unserer inneren Existenz, unsere Weltanschauung, unsere Arbeitsweise ... von schrecklich ungesunder, unterminierender, aufreibender Wirkung ist, und auch dies verschlimmert die Sache. Da gibt es nun kleine Linderungsmittel, ohne die man es einfach nicht aushielte. Eine gewisse Artigkeit und hygienische Strenge der Lebensf¨¹hrung zum Beispiel ist manchen von uns Bed¨¹rfnis. Fr¨¹h aufstehen, grausam fr¨¹h, ein kaltes Bad und ein Spaziergang hinaus in den Schnee ... Das macht, da? wir vielleicht eine Stunde lang ein wenig zufrieden mit uns sind. G?be ich mich, wie ich bin, so w¨¹rde ich bis in den Nachmittag hinein im Bette liegen, glauben Sie mir. Wenn ich fr¨¹h aufstehe, so ist das eigentlich Heuchelei.? ?Nein, weshalb, Herr Spinell! Ich nenne das Selbst¨¹berwindung ... Nicht wahr, Frau R?tin?? -- Auch die R?tin Spatz nannte es Selbst¨¹berwindung. ?Heuchelei oder Selbst¨¹berwindung, gn?dige Frau! Welches Wort man nun vorzieht. Ich bin so gramvoll ehrlich veranlagt, da? ich ...? ?Das ist es. Sicher gr?men Sie sich zuviel.? ?Ja, gn?dige Frau, ich gr?me mich viel.? -- Das gute Wetter hielt an. Wei?, hart und sauber, in Windstille und lichtem Frost, in blendender Helle und bl?ulichem Schatten lag die Gegend, lagen Berge, Haus und Garten, und ein zartblauer Himmel, in dem Myriaden von flimmernden Leuchtk?rperchen, von glitzernden Kristallen zu tanzen schienen, w?lbte sich makellos ¨¹ber dem Ganzen. Der Gattin Herrn Kl?terjahns ging es leidlich in dieser Zeit; sie war fieberfrei, hustete fast gar nicht und a? ohne allzuviel Widerwillen. Oftmals sa? sie, wie das ihre Vorschrift war, stundenlang im sonnigen Frost auf der Terrasse. Sie sa? im Schnee, ganz in Decken und Pelzwerk verpackt, und atmete hoffnungsvoll die reine, eisige Luft, um ihrer Luftr?hre zu dienen. Dann bemerkte sie zuweilen Herrn Spinell, wie er, ebenfalls warm gekleidet und in Pelzschuhen, die seinen F¨¹?en einen phantastischen Umfang verliehen, sich im Garten erging. Er ging mit tastenden Schritten und einer gewissen behutsamen und steif-grazi?sen Armhaltung durch den Schnee, gr¨¹?te sie ehrerbietig, wenn er zur Terrasse kam, und stieg die unteren Stufen hinan, um ein kleines Gespr?ch zu beginnen. ?Heute, auf meinem Morgenspaziergang, habe ich eine sch?ne Frau gesehen ... Gott, sie war sch?n!? sagte er, legte den Kopf auf die Seite und spreizte die H?nde. ?Wirklich, Herr Spinell? Beschreiben Sie sie mir doch!? ?Nein, das kann ich nicht. Oder ich w¨¹rde Ihnen doch ein unrichtiges Bild von ihr geben. Ich habe die Dame im Vor¨¹bergehen nur mit einem halben Blicke gestreift, ich habe sie in Wirklichkeit nicht gesehen. Aber der verwischte Schatten von ihr, den ich empfing, hat gen¨¹gt, meine Phantasie anzuregen und mich ein Bild mit fortnehmen lassen, das sch?n ist ... Gott, es ist sch?n!? Sie lachte. ?Ist das Ihre Art, sich sch?ne Frauen zu betrachten, Herr Spinell?? ?Ja, gn?dige Frau; und es ist eine bessere Art, als wenn ich ihnen plump und wirklichkeitsgierig ins Gesicht starrte und den Eindruck einer fehlerhaften Tats?chlichkeit davontr¨¹ge ...? ?Wirklichkeitsgierig ... Das ist ein sonderbares Wort! Ein richtiges Schriftstellerwort, Herr Spinell! Aber es macht Eindruck auf mich, will ich Ihnen sagen. Es liegt so manches darin, wovon ich wenig verstehe, etwas Unabh?ngiges und Freies, das sogar der Wirklichkeit die Achtung k¨¹ndigt, obgleich sie doch das Respektabelste ist, was es gibt, ja das Respektable selbst ... Und dann begreife ich, da? es etwas gibt au?er dem Handgreiflichen, etwas Zarteres ...? ?Ich wei? nur ein Gesicht?, sagte er pl?tzlich mit einer seltsam freudigen Bewegung in der Stimme, erhob seine geballten H?nde zu den Schultern und lie? in einem exaltierten L?cheln seine kari?sen Z?hne sehen ... ?Ich wei? nur ein Gesicht, dessen veredelte Wirklichkeit durch meine Einbildung korrigieren zu wollen s¨¹ndhaft w?re, das ich betrachten, auf dem ich verweilen m?chte, nicht Minuten, nicht Stunden, sondern mein ganzes Leben lang, mich ganz darin verlieren und alles Irdische dar¨¹ber vergessen ...? ?Ja, ja, Herr Spinell! Nur da? Fr?ulein von Osterloh doch ziemlich abstehende Ohren hat.? Er schwieg und verbeugte sich tief. Als er wieder aufrecht stand, ruhten seine Augen mit einem Ausdruck von Verlegenheit und Schmerz auf dem kleinen, seltsamen ?derchen, das sich bla?blau und kr?nklich in der Klarheit ihrer wie durchsichtigen Stirn verzweigte. 7 Ein Kauz, ein ganz wunderlicher Kauz! Herrn Kl?terjahns Gattin dachte zuweilen nach ¨¹ber ihn, denn sie hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken. Sei es, da? der Luftwechsel anfing, die Wirkung zu versagen, oder da? irgendein positiv sch?dlicher Einflu? sie ber¨¹hrt hatte: ihr Befinden war schlechter geworden, der Zustand ihrer Luftr?hre schien zu w¨¹nschen ¨¹brigzulassen, sie f¨¹hlte sich schwach, m¨¹de, appetitlos, fieberte nicht selten; und Doktor Leander hatte ihr aufs entschiedenste Ruhe, Stillverhalten und Vorsicht empfohlen. So sa? sie, wenn sie nicht liegen mu?te, in Gesellschaft der R?tin Spatz, verhielt sich still und hing, eine Handarbeit im Sch??e, an der sie nicht arbeitete, diesem oder jenem Gedanken nach. Ja, er machte ihr Gedanken, dieser absonderliche Herr Spinell, und, was das Merkw¨¹rdige war, nicht sowohl ¨¹ber seine als ¨¹ber ihre eigene Person; auf irgendeine Weise rief er in ihr eine seltsame Neugier, ein nie gekanntes Interesse f¨¹r ihr eigenes Sein hervor. Eines Tages hatte er gespr?chsweise ge?u?ert: ?Nein, es sind r?tselvolle Tatsachen, die Frauen ... sowenig neu es ist, sowenig kann man ablassen, davor zu stehen und zu staunen. Da ist ein wunderbares Gesch?pf, eine Sylphe, ein Duftgebild, ein M?rchentraum von einem Wesen. Was tut sie? Sie geht hin und ergibt sich einem Jahrmarktsherkules oder Schl?chterburschen. Sie kommt an seinem Arme daher, lehnt vielleicht sogar ihren Kopf an seine Schulter und blickt dabei verschlagen l?chelnd um sich her, als wollte sie sagen: Ja, nun zerbrecht euch die K?pfe ¨¹ber diese Erscheinung! -- Und wir zerbrechen sie uns.? -- Hiermit hatte Herrn Kl?terjahns Gattin sich wiederholt besch?ftigt. Eines anderen Tages fand zum Erstaunen der R?tin Spatz folgendes Zwiegespr?ch zwischen ihnen statt. ?Darf ich einmal fragen, gn?dige Frau (aber es ist wohl naseweis), wie Sie hei?en, wie eigentlich Ihr Name ist?? ?Ich hei?e doch Kl?terjahn, Herr Spinell!? ?Hm.-- Das wei? ich. Oder vielmehr: ich leugne es. Ich meine nat¨¹rlich Ihren eigenen Namen, Ihren M?dchennamen. Sie werden gerecht sein und einr?umen, gn?dige Frau, da?, wer Sie >Frau Kl?terjahn< nennen wollte, die Peitsche verdient.? Sie lachte so herzlich, da? das blaue ?derchen ¨¹ber ihrer Braue be?ngstigend deutlich hervortrat und ihrem zarten, s¨¹?en Gesicht einen Ausdruck von Anstrengung und Bedr?ngnis verlieh, der tief beunruhigte. ?Nein! Bewahre, Herr Spinell! Die Peitsche? Ist >Kl?terjahn< Ihnen so f¨¹rchterlich?? ?Ja, gn?dige Frau, ich hasse diesen Namen aus Herzensgrund, seit ich ihn zum erstenmal vernahm. Er ist komisch und zum Verzweifeln unsch?n, und es ist Barbarei und Niedertracht, wenn man die Sitte so weit treibt, auf Sie den Namen Ihres Herrn Gemahls zu ¨¹bertragen.? ?Nun, und >EckhofEckhof< ist etwas ganz anderes! Eckhof hie? sogar ein gro?er Schauspieler. Eckhof passiert. -- Sie erw?hnten nur Ihres Vaters. Ist Ihre Frau Mutter ...? ?Ja; meine Mutter starb, als ich noch klein war.? ?Ah. -- Sprechen Sie mir doch ein wenig mehr von Ihnen, darf ich Sie bitten? Wenn es Sie erm¨¹det, dann nicht. Dann ruhen Sie, und ich fahre fort, Ihnen von Paris zu erz?hlen, wie neulich. Aber Sie k?nnten ja ganz leise reden, ja, wenn Sie fl¨¹stern, so wird das alles nur sch?ner machen ... Sie wurden in Bremen geboren?? Und diese Frage tat er beinahe tonlos, mit einem ehrfurchtsvollen und inhaltsschweren Ausdruck, als sei Bremen eine Stadt ohnegleichen, eine Stadt voller unnennbarer Abenteuer und verschwiegener Sch?nheiten, in der geboren zu sein eine geheimnisvolle Hoheit verleihe. ?Ja, denken Sie!? sagte sie unwillk¨¹rlich. ?Ich bin aus Bremen.? ?Ich war einmal dort?, bemerkte er nachdenklich. -- ?Mein Gott, Sie waren auch dort? Nein, h?ren Sie, Herr Spinell, zwischen Tunis und Spitzbergen haben Sie, glaube ich, alles gesehen!? ?Ja, ich war einmal dort?, wiederholte er. ?Ein paar kurze Abendstunden. Ich entsinne mich einer alten, schmalen Stra?e, ¨¹ber deren Giebeln schief und seltsam der Mond stand. Dann war ich in einem Keller, in dem es nach Wein und Moder roch. Das ist eine durchdringende Erinnerung ...? ?Wirklich? Wo mag das gewesen sein?-Ja, in solchem grauen Giebelhause, einem alten Kaufmannshause mit hallender Diele und wei?lackierter Galerie, bin ich geboren.? ?Ihr Herr Vater ist also Kaufmann?? fragte er ein wenig z?gernd. ?Ja. Aber au?erdem und eigentlich wohl in erster Linie ist er ein K¨¹nstler.? ?Ah! Ah!. Inwiefern?? ?Er spielt die Geige ... Aber das sagt nicht viel. Wie er sie spielt, Herr Spinell, das ist die Sache! Einige T?ne habe ich niemals h?ren k?nnen, ohne da? mir die Tr?nen so merkw¨¹rdig brennend in die Augen stiegen, wie sonst bei keinem Erlebnis. Sie glauben es nicht ...? ?Ich glaube es! Ach, ob ich es glaube! ... Sagen Sie mir, gn?dige Frau: Ihre Familie ist wohl alt? Es haben wohl schon viele Generationen in dem grauen Giebelhaus gelebt, gearbeitet und das Zeitliche gesegnet?? ?Ja. -- Warum fragen Sie ¨¹brigens?? ?Weil es nicht selten geschieht, da? ein Geschlecht mit praktischen, b¨¹rgerlichen und trockenen Traditionen sich gegen das Ende seiner Tage noch einmal durch die Kunst verkl?rt.? ?Ist dem so? -- Ja, was meinen Vater betrifft, so ist er sicherlich mehr ein K¨¹nstler als mancher, der sich so nennt und vom Ruhme lebt. Ich spiele nur ein bi?chen Klavier. Jetzt haben sie es mir ja verboten; aber damals, zu Hause, spielte ich noch. Mein Vater und ich, wir spielten zusammen ... Ja, ich habe all die Jahre in iieber Erinnerung; besonders den Garten, unseren Garten, hinterm Hause. Er war j?mmerlich verwildert und verwuchert und von zerbr?ckelten, bemoosten Mauern eingeschlossen; aber gerade das gab ihm viel Reiz. In der Mitte war ein Springbrunnen, mit einem dichten Kranz von Schwertlilien umgeben. Im Sommer verbrachte ich dort lange Stunden mit meinen Freundinnen. Wir sa?en alle auf kleinen Feldsesseln rund um den Springbrunnen herum ...? ?Wie sch?n!? sagte Herr Spinell und zog die Schultern empor. ?Sa?en Sie und sangen?? ?Nein, wir h?kelten meistens.? ?Immerhin ... Immerhin ...? ?Ja, wir h?kelten und schwatzten, meine sechs Freundinnen und ich ...? ?Wie sch?n! Gott, h?ren Sie, wie sch?n!? rief Herr Spinell, und sein Gesicht war g?nzlich verzerrt. ?Was finden Sie nun hieran so besonders sch?n, Herr Spinell!? ?Oh, dies, da? es sechs au?er Ihnen waren, da? Sie nicht in diese Zahl eingeschlossen waren, sondern da? Sie gleichsam als K?nigin daraus hervortraten ... Sie waren ausgezeichnet vor Ihren sechs Freundinnen. Eine kleine goldene Krone, ganz unscheinbar, aber bedeutungsvoll, sa? in Ihrem Haar und blinkte ...? ?Nein, Unsinn, nichts von einer Krone ...? ?Doch, sie blinkte heimlich. Ich h?tte sie gesehen, h?tte sie deutlich in Ihrem Haar gesehen, wenn ich in einer dieser Stunden unvermerkt im Gestr¨¹pp gestanden h?tte ...? ?Gott wei?, was Sie gesehen h?tten. Sie standen aber nicht dort, sondern eines Tages war es mein jetziger Mann, der zusammen mit meinem Vater aus dem Geb¨¹sch hervortrat. Ich f¨¹rchte, sie hatten sogar allerhand von unserem Geschw?tz belauscht ...? ?Dort war es also, wo Sie Ihren Herrn Gemahl kennenlernten, gn?dige Frau?? ?Ja, dort lernte ich ihn kennen!? sagte sie laut und fr?hlich, und indem sie l?chelte, trat das zartblaue ?derchen angestrengt und seltsam ¨¹ber ihrer Braue hervor. ?Er besuchte meinen Vater in Gesch?ften, wissen Sie. Am n?chsten Tage war er zum Diner geladen, und noch drei Tage sp?ter hielt er um meine Hand an.? ?Wirklich! Ging das alles so au?erordentlich schnell?? ?Ja ... Das hei?t, von nun an ging es ein wenig langsamer. Denn mein Vater war der Sache eigentlich gar nicht geneigt, m¨¹ssen Sie wissen, und machte eine l?ngere Bedenkzeit zur Bedingung. Erstens wollte er mich lieber bei sich behalten, und dann hatte er noch andere Skrupeln. Aber...? ?Aber?? ?Aber ich wollte es eben?, sagte sie l?chelnd, und wieder beherrschte das bla?blaue ?derchen mit einem bedr?ngten und kr?nklichen Ausdruck ihr ganzes liebliches Gesicht. ?Ah, Sie wollten es.? ?Ja, und ich habe einen ganz festen und respektablen Willen gezeigt, wie Sie sehen ...? ?Wie ich es sehe. Ja.? ?... so da? mein Vater sich schlie?lich darein ergeben mu?te.? ?Und so verlie?en Sie ihn denn und seine Geige, verlie?en das alte Haus, den verwucherten Garten, den Springbrunnen und Ihre sechs Freundinnen und zogen mit Herrn Kl?terjahn.? ?Und zog mit ... Sie haben eine Ausdrucksweise, Herr Spi nell -! Beinahe biblisch! -- Ja, ich verlie? das alles, denn so will es ja die Natur.? ?Ja, so will sie es wohl.? ?Und dann handelte es sich ja um mein Gl¨¹ck.? ?Gewi?. Und es kam, das Gl¨¹ck ...? ?Das kam in der Stunde, Herr Spinell, als man mir zuerst den kleinen Anton brachte, unseren kleinen Anton, und als er so kr?ftig mit seinen kleinen gesunden Lungen schrie, stark und gesund wie er ist ...? ?Es ist nicht das erstemal, da? ich Sie von der Gesundheit Ihres kleinen Anton sprechen h?re, gn?dige Frau. Er mu? ganz ungew?hnlich gesund sein?? ?Das ist er. Und er sieht meinem Mann so l?cherlich ?hnlich!? ?Ah! -- Ja, so begab es sich also. Und nun hei?en Sie nicht mehr Eckhof, sondern anders, und haben den kleinen gesunden Anton und leiden ein wenig an der Luftr?hre.? ?Ja. -- Und Sie sind ein durch und durch r?tselhafter Mensch, Herr Spinell, dessen versichere ich Sie ...? ?Ja, straf mich Gott, das sind Sie!? sagte die R?tin Spatz, die ¨¹brigens auch noch vorhanden war. Aber auch mit diesem Gespr?ch besch?ftigte Herrn Kl?terjahns Gattin sich mehrere Male in ihrem Innern. So nichtssagend es war, barg es doch einiges auf seinem Grunde, was ihren Gedanken ¨¹ber sich selbst Nahrung gab. War dies der sch?dliche Einflu?, der sie ber¨¹hrte? Ihre Schw?che nahm zu, und oft stellte Fieber sich ein, eine stille Glut, in der sie mit einem Gef¨¹hle sanfter Gehobenheit ruhte, der sie sich in einer nachdenklichen, prezi?sen, selbstgef?lligen und ein wenig beleidigten Stimmung ¨¹berlie?. Wenn sie nicht das Bett h¨¹tete und Herr Spinell auf den Spitzen seiner gro?en F¨¹?e mit ungeheurer Behutsamkeit zu ihr trat, in einer Entfernung von zwei Schritten stehenblieb und, das eine Bein zur¨¹ckgestellt und den Oberk?rper vorgebeugt, mit ehrf¨¹rchtig ged?mpfter Stimme zu ihr sprach, wie als h?be er sie in scheuer Andacht sanft und hoch empor und bettete sie auf Wolkenpf¨¹hle, woselbst kein schriller Laut und keine irdische Ber¨¹hrung sie erreichen solle..., so erinnerte sie sich der Art, in der Herr Kl?terjahn zu sagen pflegte: ?Vorsichtig, Gabriele, take care, mein Engel, und halte den Mund zu!?, eine Art, die wirkte, als schl¨¹ge er einem hart und wohlmeinend auf die Schulter. Dann aber wandte sie sich rasch von dieser Erinnerung ab, um in Schw?che und Gehobenheit auf den Wolkenpf¨¹hlen zu ruhen, die Herr Spinell ihr dienend bereitete. Eines Tages kam sie unvermittelt auf das kleine Gespr?ch zur¨¹ck, das sie mit ihm ¨¹ber ihre Herkunft und Jugend gef¨¹hrt hatte. ?Es ist also wahr?, fragte sie, ?Herr Spinell, da? Sie die Krone gesehen h?tten?? Und obgleich jene Plauderei schon vierzehn Tage zur¨¹cklag, wu?te er sofort, um was es sich handelte, und versicherte ihr mit bewegten Worten, da? er damals am Springbrunnen, als sie unter ihren sechs Freundinnen sa?, die kleine Krone h?tte blinken, -- sie heimlich in ihrem Haar h?tte blinken sehen. Einige Tage sp?ter erkundigte sich ein Kurgast aus Artigkeit bei ihr nach dem Wohlergehen ihres kleinen Anton daheim. Sie lie? zu Herrn Spinell, der sich in der N?he befand, einen hurtigen Blick hin¨¹bergleiten und antwortete ein wenig gelangweilt: ?Danke; wie soll es dem wohl gehen? -- Ihm und meinem Mann geht es gut.? 8 Ende Februar, an einem Frosttage, reiner und leuchtender als alle, die vorhergegangen waren, herrschte in >Einfried< nichts als ¨¹bermut. Die Herrschaften mit den Herzfehlern besprachen sich untereinander mit ger?teten Wangen, der diabetische General tr?llerte wie ein J¨¹ngling, und die Herren mit den unbeherrschten Beinen waren ganz au?er Rand und Band. Was ging vor? Nichts Geringeres, als da? eine gemeinsame Ausfahrt unternommen werden sollte, eine Schlittenpartie in mehreren Fuhrwerken mit Schellenklang und Peitschenknall ins Gebirge hinein: Doktor Leander hatte zur Zerstreuung seiner Patienten diesen Beschlu? gefa?t. Nat¨¹rlich mu?ten die >Schweren< zu Hause bleiben. Die armen >SchwerenEinfried<. Da? aber auch Herrn Kl?terjahns Gattin erkl?rte, daheim bleiben zu wollen, verstimmte allseitig. Vergebens redete Doktor Leander ihr zu, die frische Fahrt auf sich wirken zu lassen; sie behauptete, nicht aufgelegt zu sein, Migr?ne zu haben, sich matt zu f¨¹hlen, und so mu?te man sich f¨¹gen. Der Zyniker und Witzbold aber nahm Anla? zu der Bemerkung: ?Geben Sie acht, nun f?hrt auch der verweste S?ugling nicht mit.? Und er bekam recht, denn Herr Spinell lie? wissen, da? er heute nachmittag arbeiten wolle -- er gebrauchte sehr gern das Wort >arbeiten< f¨¹r seine zweifelhafte T?tigkeit. ¨¹brigens beklagte sich keine Seele ¨¹ber sein Fortbleiben, und ebenso leicht verschmerzte man es, da? die R?tin Spatz sich entschlo?, ihrer j¨¹ngeren Freundin Gesellschaft zu leisten, da das Fahren sie seekrank mache. Gleich nach dem Mittagessen, das heute schon gegen zw?lf Uhr stattgefunden hatte, hielten die Schlitten vor >Einfried<, und in lebhaften Gruppen, warm vermummt, neugierig und angeregt, bewegten sich die G?ste durch den Garten. Herrn Kl?terjahns Gattin stand mit der R?tin Spatz an der Glast¨¹r, die zur Terrasse f¨¹hrte, und Herr Spinell am Fenster seines Zimmers, um der Abfahrt zuzusehen. Sie beobachteten, wie unter Scherzen und Gel?chter kleine K?mpfe um die besten Pl?tze entstanden, wie Fr?ulein von Osterloh, eine Pelzboa um den Hals, von einem Gespann zum anderen lief, um K?rbe mit E?waren unter die Sitze zu schieben, wie Doktor Leander, die Pelzm¨¹tze in der Stirn, mit seinen funkelnden Brillengl?sern noch einmal das Ganze ¨¹berschaute, dann ebenfalls Platz nahm und das Zeichen zum Aufbruch gab ... Die Pferde zogen an, ein paar Damen kreischten und fielen hint¨¹ber, die Schellen klapperten, die kurzstieligen Peitschen knallten und lie?en ihre langen Schn¨¹re im Schnee hinter den Kufen dreinschleppen, und Fr?ulein von Osterloh stand an der Gatterpforte und winkte mit ihrem Schnupftuch, bis an einer Biegung der Landstra?e die gleitenden Gef?hrte verschwanden, das frohe Ger?usch sich verlor. Dann kehrte sie durch den Garten zur¨¹ck, um ihren Pflichten nachzueilen, die beiden Damen verlie?en die Glast¨¹r, und fast gleichzeitig trat auch Herr Spinell von seinem Aussichtspunkte ab. Ruhe herrschte in >Einfried<. Die Expedition war vor Abend nicht zur¨¹ckzuerwarten. Die >Schweren< lagen in ihren Zimmern und litten. Herrn Kl?terjahns Gattin und ihre ?ltere Freundin unternahmen einen kurzen Spaziergang, worauf sie in ihre Gem?cher zur¨¹ckkehrten. Auch Herr Spinell befand sich in dem seinen und besch?ftigte sich auf seine Art. Gegen vier Uhr brachte man den Damen je einen halben Liter Milch, w?hrend Herr Spinell seinen leichten Tee erhielt. Kurze Zeit darauf pochte Herrn Kl?terjahns Gattin an die Wand, die ihr Zimmer von dem der Magistratsr?tin Spatz trennte, und sagte: ?Wollen wir nicht ins Konversationszimmer hinuntergehen, Frau R?tin? Ich wei? nicht mehr, was ich hier anfangen soll.? ?Sogleich, meine Liebe!? antwortete die R?tin. ?Ich ziehe nur meine Stiefel an, wenn Sie erlauben. Ich habe n?mlich auf dem Bette gelegen, m¨¹ssen Sie wissen.? Wie zu erwarten stand, war das Konversationszimmer leer. Die Damen nahmen am Kamine Platz. Die R?tin Spatz stickte Blumen auf ein St¨¹ck Stramin, und auch Herrn Kl?terjahns Gattin tat ein paar Stiche, worauf sie die Handarbeit in den Scho? sinken lie? und ¨¹ber die Armlehne ihres Sessels hinweg ins Leere tr?umte. Schlie?lich machte sie eine Bemerkung, die nicht lohnte, da? man ihretwegen die Z?hne voneinander tat; da aber die R?tin Spatz trotzdem ?Wie?? fragte, so mu?te sie zu ihrer Dem¨¹tigung den ganzen Satz wiederholen. Die R?tin Spatz fragte nochmals ?Wie?? In diesem Augenblicke aber wurden auf dem Vorplatze Schritte laut, die T¨¹r ?ffnete sich, und Herr Spinell trat ein. ?St?re ich?? fragte er noch an der Schwelle mit sanfter Stimme, w?hrend er ausschlie?lich Herrn Kl?terjahns Gattin anblickte und den Oberk?rper auf eine gewisse zarte und schwebende Art nach vorne beugte ... Die junge Frau antwortete: ?Ei, warum nicht gar? Erstens ist dieses Zimmer doch als Freihafen gedacht, Herr Spinell, und dann: worin sollten Sie uns st?ren. Ich habe das entschiedene Gef¨¹hl, die R?tin zu langweilen ...? Hierauf wu?te er nichts mehr zu erwidern, sondern lie? nur l?chelnd seine kari?sen Z?hne sehen und ging unter den Augen der Damen mit ziemlich unfreien Schritten bis zur Glast¨¹r, woselbst er stehen blieb und hinausschaute, indem er in etwas unerzogener Weise den Damen den R¨¹cken zuwandte. Dann machte er eine halbe Wendung r¨¹ckw?rts, fuhr aber fort, in den Garten hinauszublicken, indes er sagte: ?Die Sonne ist fort. Unvermerkt hat der Himmel sich bezogen. Es f?ngt schon an, dunkel zu werden.? ?Wahrhaftig, ja, alles liegt im Schatten?, antwortete Herrn Kl?terjahns Gattin. ?Unsere Ausfl¨¹gler werden doch noch Schnee bekommen, wie es scheint. Gestern war es um diese Zeit noch voller Tag; nun d?mmert es schon.? ?Ach?, sagte er, ?nach allen diesen ¨¹berhellen Wochen tut das Dunkel den Augen wohl. Ich bin dieser Sonne, die Sch?nes und Gemeines mit gleich aufdringlicher Deutlichkeit bestrahlt, geradezu dankbar, da? sie sich endlich ein wenig verh¨¹llt.? ?Lieben Sie die Sonne nicht, Herr Spinell?? ?Da ich kein Maler bin ... Man wird innerlicher ohne Sonne. -- Es ist eine dicke, wei?graue Wolkenschicht. Vielleicht bedeutet es Tauwetter f¨¹r morgen. ¨¹brigens w¨¹rde ich Ihnen nicht raten, dort hinten noch auf die Handarbeit zu blicken, gn?dige Frau.? ?Ach, seien Sie unbesorgt, das tue ich ohnehin nicht. Aber was soll man beginnen?? Er hatte sich auf den Drehsessel vorm Piano niedergelassen, indem er einen Arm auf den Deckel des Instrumentes st¨¹tzte. ?Musik ...? sagte er. ?Wer jetzt ein bi?chen Musik zu h?ren bek?me! Manchmal singen die englischen Kinder kleine nigger-songs, das ist alles.? ?Und gestern nachmittag hat Fr?ulein von Osterloh in aller Eile die 'Klosterglocken' gespielt?, bemerkte Herrn Kl?terjahns Gattin. ?Aber Sie spielen ja, gn?dige Frau?, sagte er bittend und stand auf ... ? Sie haben ehemals t?glich mit Ihrem Herrn Vater musiziert.? ?Ja, Herr Spinell, das war damals! Zur Zeit des Springbrunnens, wissen Sie ...? ?Tun Sie es heute!? bat er. ?Lassen Sie dies eine Mal ein paar Takte h?ren! Wenn Sie w¨¹?ten, wie ich d¨¹rste ...? ?Unser Hausarzt sowohl wie Doktor Leander haben es mir ausdr¨¹cklich verboten, Herr Spinell.? ?Sie sind nicht da, weder der eine noch der andere! Wir sind frei ... Sie sind frei, gn?dige Frau! Ein paar armselige Akkorde ...? ?Nein, Herr Spinell, daraus wird nichts. Wer wei?, was f¨¹r Wunderdinge Sie von mir erwarten! Und ich habe alles verlernt, glauben Sie mir. Auswendig kann ich beinahe nichts.? ?Oh, dann spielen Sie dieses Beinahe-nichts! Und zum ¨¹berflu? sind hier Noten, hier liegen sie, oben auf dem Klavier. Nein, dies hier ist nichts. Aber hier ist Chopin ...? ?Chopin?? ?Ja, die Nocturnes. Und nun fehlt nur, da? ich die Kerzen anz¨¹nde ...? ?Glauben Sie nicht, da? ich spiele, Herr Spinell! Ich darf nicht. Wenn es mir nun schadet?!? -- Er verstummte. Er stand, mit seinen gro?en F¨¹?en, seinem langen, schwarzen Rock und seinem grauhaarigen, verwischten, bartlosen Kopf, im Lichte der beiden Klavierkerzen und lie? die H?nde hinunterh?ngen. ?Nun bitte ich nicht mehr?, sagte er endlich leise. ?Wenn Sie f¨¹rchten, sich zu schaden, gn?dige Frau, so lassen Sie die Sch?nheit tot und stumm, die unter ihren Fingern laut werden m?chte. Sie waren nicht immer so sehr verst?ndig; wenigstens nicht, als es im Gegenteile galt, sich der Sch?nheit zu begeben. Sie waren nicht besorgt um Ihren K?rper und zeigten einen unbedenklicheren und festeren Willen, als Sie den Springbrunnen verlie?en und die kleine goldene Krone ablegten ... H?ren Sie?, sagte er nach einer Pause, und seine Stimme senkte sich noch mehr, ?wenn Sie jetzt hier niedersitzen und spielen wie einst, als noch Ihr Vater neben Ihnen stand und seine Geige jene T?ne singen lie?, die Sie weinen machten ... dann kann es geschehen, da? man sie wieder heimlich in Ihrem Haare blinken sieht, die kleine, goldene Krone ...? ?Wirklich?? fragte sie und l?chelte ... Zuf?llig versagte ihr die Stimme bei diesem Wort, so da? es zur H?lfte heiser und zur H?lfte tonlos herauskam. Sie h¨¹stelte und sagte dann: ?Sind es wirklich die Nocturnes von Chopin, die Sie da haben?? ?Gewi?. Sie sind aufgeschlagen, und alles ist bereit.? ?Nun, so will ich denn in Gottes Namen eins davon spielen?, sagte sie. ?Aber nur eines, h?ren Sie? Dann werden Sie ohnehin f¨¹r immer genug haben.? Damit erhob sie sich, legte ihre Handarbeit beiseite und ging zum Klavier. Sie nahm auf dem Drehsessel Platz, auf dem ein paar gebundene Notenb¨¹cher lagen, richtete die Leuchter und bl?tterte in den Noten. Herr Spinell hatte einen Stuhl an ihre Seite ger¨¹ckt und sa? neben ihr wie ein Musiklehrer. Sie spielte das Nocturne in Es-Dur, opus 9, Nummer 2. Wenn sie wirklich einiges verlernt hatte, so mu?te ihr Vortrag ehedem vollkommen k¨¹nstlerisch gewesen sein. Das Piano war nur mittelm??ig, aber schon nach den ersten Griffen wu?te sie es mit sicherem Geschmack zu behandeln. Sie zeigte einen nerv?sen Sinn f¨¹r differenzierte Klangfarbe und eine Freude an rhythmischer Beweglichkeit, die bis zum Phantastischen ging. Ihr Anschlag war sowohl fest als weich. Unter ihren H?nden sang die Melodie ihre letzte S¨¹?igkeit aus, und mit einer z?gernden Grazie schmiegten sich die Verzierungen um ihre Glieder. Sie trug das Kleid vom Tage ihrer Ankunft: die dunkle, gewichtige Taille mit den plastischen Sammetarabesken, die Haupt und H?nde so unirdisch zart erscheinen lie?. Ihr Gesichtsausdruck ver?nderte sich nicht beim Spiele, aber es schien, als ob die Umrisse ihrer Lippen noch klarer w¨¹rden, die Schatten in den Winkeln ihrer Augen sich vertieften. Als sie geendigt hatte, legte sie die H?nde in den Scho? und fuhr fort, auf die Noten zu blicken. Herr Spinell blieb ohne Laut und Bewegung sitzen. Sie spielte noch ein Nocturne, spielte ein zweites und drittes. Dann erhob sie sich; aber nur, um auf dem oberen Klavierdeckel nach neuen Noten zu suchen. Herr Spinell hatte den Einfall, die B?nde in schwarzen Pappdeckeln zu untersuchen, die auf dem Drehsessel lagen. Pl?tzlich stie? er einen unverst?ndlichen Laut aus, und seine gro?en, wei?en H?nde fingerten leidenschaftlich an einem dieser vernachl?ssigten B¨¹cher. ?Nicht m?glich! ... Es ist nicht wahr! ... ? sagte er ... ?Und dennoch t?usche ich mich nicht! ... Wissen Sie, was es ist? ... Was hier lag? ... Was ich hier halte? ... ? ?Was ist es?? fragte sie. Da wies er ihr stumm das Titelblatt. Er war ganz bleich, lie? das Buch sinken und sah sie mit zitternden Lippen an. ?Wahrhaftig? Wie kommt das hierher? Also geben Sie?, sagte sie einfach, stellte die Noten aufs Pult, setzte sich und begann nach einem Augenblick der Stille mit der ersten Seite. Er sa? neben ihr, vorn¨¹bergebeugt, die H?nde zwischen den Knieen gefaltet, mit gesenktem Kopfe. Sie spielte den Anfang mit einer ausschweifenden und qu?lenden Langsamkeit, mit beunruhigend gedehnten Pausen zwischen den einzelnen Figuren. Das Sehnsuchtsmotiv, eine einsame und irrende Stimme in der Nacht, lie? leise seine bange Frage vernehmen. Eine Stille und ein Warten. Und siehe, es antwortet: derselbe zage und einsame Klang, nur heller, nur zarter. Ein neues Schweigen. Da setzte mit jenem ged?mpften und wundervollen Sforzato, das ist wie ein Sich-Aufraffen und seliges Aufbegehren der Leiden schaft, das Liebesmotiv ein, stieg aufw?rts, rang sich entz¨¹ckt empor bis zur s¨¹?en Verschlingung, sank, sich l?send, zur¨¹ck, und mit ihrem tiefen Ges?nge von schwerer, schmerzlicher Wonne traten die Celli hervor und f¨¹hrten die Weise fort ... Nicht ohne Erfolg versuchte die Spielende, auf dem armseligen Instrument die Wirkungen des Orchesters anzudeuten. Die Violinl?ufe der gro?en Steigerung erklangen mit leuchtender Pr?zision. Sie spielte mit prezi?ser Andacht, verharrte gl?ubig bei jedem Gebilde und hob dem¨¹tig und demonstrativ das Einzelne hervor, wie der Priester das Allerheiligste ¨¹ber sein Haupt erhebt. Was geschah? Zwei Kr?fte, zwei entr¨¹ckte Wesen strebten in Leiden und Seligkeit nacheinander und umarmten sich in dem verz¨¹ckten und wahnsinnigen Begehren nach dem Ewigen und Absoluten ... Das Vorspiel flammte auf und neigte sich. Sie endigte da, wo der Vorhang sich teilt, und fuhr dann fort, schweigend auf die Noten zu blicken. Unterdessen hatte bei der R?tin Spatz die Langeweile jenen Grad erreicht, wo sie des Menschen Antlitz entstellt, ihm die Augen aus dem Kopfe treibt und ihm einen leichenhaften und furchteinfl??enden Ausdruck verleiht. Au?erdem wirkte diese Art von Musik auf ihre Magennerven, sie versetzte diesen dyspeptischen Organismus in Angstzust?nde und machte, da? die R?tin einen Krampfanfall bef¨¹rchtete. ?Ich bin gen?tigt, auf mein Zimmer zu gehen?, sagte sie schwach. ?Leben Sie wohl, ich kehre zur¨¹ck ...? Damit ging sie. Die D?mmerung war weit vorgeschritten. Drau?en sah man dicht und lautlos den Schnee auf die Terrasse herniedergehen. Die beiden Kerzen gaben ein wankendes und begrenztes Licht. ?Den zweiten Aufzug?, fl¨¹sterte er; und sie wandte die Seiten und begann mit dem zweiten Aufzug. H?rnerschall verlor sich in der Ferne. Wie? oder war es das S?useln des Laubes? Das sanfte Rieseln des Quells? Schon hatte die Nacht ihr Schweigen durch Hain und Haus gegossen, und kein flehendes Mahnen vermochte dem Walten der Sehnsucht mehr Einhalt zu tun. Das heilige Geheimnis vollendete sich. Die Leuchte erlosch, mit einer seltsamen, pl?tzlich gedeckten Klangfarbe senkte das Todesmotiv sich herab, und in jagender Ungeduld lie? die Sehnsucht ihren wei?en Schleier dem Geliebten entgegenflattern, der ihr mit ausgebreiteten Armen durchs Dunkel nahte. O ¨¹berschwenglicher und uners?ttlicher Jubel der Vereinigung im ewigen Jenseits der Dinge! Des qu?lenden Irrtums entledigt, den Fesseln des Raumes und der Zeit entronnen, verschmolzen das Du und das Ich, das Dein und Mein sich zu erhabener Wonne. Trennen konnte sie des Tages t¨¹ckisches Blendwerk, doch seine prahlende L¨¹ge vermochte die Nachtsichtigen nicht mehr zu t?uschen, seit die Kraft des Zaubertrankes ihnen den Blick geweiht. Wer liebend des Todes Nacht und ihr s¨¹?es Geheimnis erschaute, dem blieb im Wahn des Lichtes ein einzig Sehnen, die Sehnsucht hin zur heiligen Nacht, der ewigen,-wahren, der einsmachenden ... O sink hernieder, Nacht der Liebe, gib ihnen jenes Vergessen, das sie ersehnen, umschlie?e sie ganz mit deiner Wonne und l?se sie los von der Welt des Truges und der Trennung. Siehe, die letzte Leuchte verlosch! Denken und D¨¹nken versank in heiliger D?mmerung, die sich welterl?send ¨¹ber des Wahnes Qualen breitet. Dann, wenn das Blendwerk erbleicht, wenn in Entz¨¹cken sich mein Auge bricht: Das, wovon die L¨¹ge des Tages mich ausschlo?, was sie zu unstillbarer Qual meiner Sehnsucht t?uschend entgegenstellte, -- selbst dann, o Wunder der Erf¨¹llung! selbst dann bin ich die Welt. -- Und es erfolgte zu Brang?nens dunklem Habet-Acht-Gesange jener Aufstieg der Violinen, welcher h?her ist als alle Vernunft. ?Ich verstehe nicht alles, Herr Spinell; sehr vieles ahne ich nur. Was bedeutet doch dieses -- 'Selbst -- dann bin ich die Welt'?? Er erkl?rte es ihr, leise und kurz. ?Ja, so ist es. -- Wie kommt es nur, da? Sie, der Sie es so gut verstehen, es nicht auch spielen k?nnen?? Seltsamerweise vermochte er dieser harmlosen Frage nicht standzuhalten. Er err?tete, rang die H?nde und versank gleichsam mit seinem Stuhle. ?Das trifft selten zusammen?, sagte er endlich gequ?lt. ?Nein, spielen kann ich nicht. -- Aber fahren Sie fort.? Und sie fuhren fort in den trunkenen Ges?ngen des Mysterienspieles. Starb je die Liebe? Tristans Liebe? Die Liebe deiner und meiner Isolde? Oh, des Todes Streiche erreichen die Ewige nicht! Was st¨¹rbe wohl ihm, als was uns st?rt, was die Einigen t?uschend entzweit? Durch ein s¨¹?es Und verkn¨¹pfte sie beide die Liebe ... zerri? es der Tod, wie anders, als mit des einen eigenem Leben, w?re dem anderen der Tod gegeben? Und ein geheimnisvoller Zwiegesang vereinigte sie in der namenlosen Hoffnung des Liebestodes, des endlos ungetrennten Umfangenseins im Wunderreiche der Nacht. S¨¹?e Nacht! Ewige Liebesnacht! Alles umspannendes Land der Seligkeit! Wer dich ahnend erschaut, wie k?nnte er ohne Bangen je zum ?den Tage zur¨¹ckerwachen? Banne du das Bangen, holder Tod! L?se du nun die Sehnenden ganz von der Not des Erwachens! O fassungsloser Sturm der Rhythmen! O chromatisch empordr?ngendes Entz¨¹cken der metaphysischen Erkenntnis! Wie sie fassen, wie sie lassen, diese Wonne fern den Trennungsqualen des Lichts? Sanftes Sehnen ohne Trug und Bangen, hehres, leidloses Verl?schen, ¨¹berseliges D?mmern im Unerme?lichen! Du Isolde, Tristan ich, nicht mehr Tristan, nicht mehr Isolde---- Pl?tzlich geschah etwas Erschreckendes. Die Spielende brach ab und f¨¹hrte ihre Hand ¨¹ber die Augen, um ins Dunkel zu sp?hen, und Herr Spinell wandte sich rasch auf seinem Sitze herum. Die T¨¹r dort hinten, die zum Korridor f¨¹hrte, hatte sich ge?ffnet, und herein kam eine finstere Gestalt, gest¨¹tzt auf den Arm einer zweiten. Es war ein Gast von >Einfried<, der gleichfalls nicht in der Lage gewesen war, an der Schlittenpartie teilzunehmen, sondern diese Abendstunde zu einem seiner instinktiven und traurigen Rundg?nge durch die Anstalt benutzte, es war jene Kranke, die neunzehn Kinder zur Welt gebracht hatte und keines Gedankens mehr f?hig war, es war die Pastorin H?hlenrauch am Arme ihrer Pflegerin. Ohne aufzublicken, durchma? sie mit tappenden, wandernden Schritten den Hintergrund des Gemaches und entschwand durch die entgegengesetzte T¨¹r, -- stumm und stier, irrwandelnd und unbewu?t. -- Es herrschte Stille. ?Das war die Pastorin H?hlenrauch?, sagte er. ?Ja, das war die arme H?hlenrauch?, sagte sie. Dann wandte sie die Bl?tter und spielte den Schlu? des Ganzen, spielte Isoldens Liebestod. Wie farblos und klar ihre Lippen waren, und wie die Schatten in den Winkeln ihrer Augen sich vertieften! Oberhalb der Braue, in ihrer durchsichtigen Stirn, trat angestrengt und beunruhigend das bla?blaue ?derchen deutlicher und deutlicher hervor. Unter ihren arbeitenden H?nden vollzog sich die unerh?rte Steigerung, zerteilt von jenem beinahe ruchlosen, pl?tzlichen Pianissimo, das wie ein Entgleiten des Bodens unter den F¨¹?en und wie ein Versinken in sublimer Begierde ist. Der ¨¹berschwang einer ungeheuren L?sung und Erf¨¹llung brach herein, wiederholte sich, ein bet?ubendes Brausen ma?loser Befriedigung, uners?ttlich wieder und wieder, formte sich zur¨¹ckflutend um, schien verhauchen zu wollen, wob noch einmal das Sehnsuchtsmotiv in seine Harmonie, atmete aus, erstarb, verklang, entschwebte. Tiefe Stille. Sie horchten beide, legten die K?pfe auf die Seite und horchten. ?Das sind Schellen?, sagte sie. ?Es sind die Schlitten?, sagte er. ?Ich gehe.? Er stand auf und ging durch das Zimmer. An der T¨¹r dort hinten machte er halt, wandte sich um und trat einen Augenblick unruhig von einem Fu? auf den anderen. Und dann begab es sich, da? er, f¨¹nfzehn oder zwanzig Schritte von ihr entfernt, auf seine Kniee sank, lautlos auf beide Kniee. Sein langer, schwarzer Gehrock breitete sich auf dem Boden aus. Er hielt die H?nde ¨¹ber seinem Munde gefaltet, und seine Schultern zuckten. Sie sa?, die H?nde im Sch??e, vorn¨¹bergelehnt, vom Klavier abgewandt, und blickte auf ihn. Ein Ungewisses und bedr?ngtes L?cheln lag auf ihrem Gesicht, und ihre Augen sp?hten sinnend und so m¨¹hsam ins Halbdunkel, da? sie eine kleine Neigung zum Verschie?en zeigten. Aus weiter Ferne her n?herten sich Schellenklappern, Peitschenknall und das Ineinanderklingen menschlicher Stimmen. 9 Die Schlittenpartie, von der lange noch alle sprachen, hatte am 26. Februar stattgefunden. Am 27., einem Tauwettertage, an dem alles sich erweichte, tropfte, plantschte, flo?, ging es der Gattin Herrn Kl?terjahns vortrefflich. Am 28. gab sie ein wenig Blut von sich ... oh, unbedeutend; aber es war Blut. Zu gleicher Zeit wurde sie von einer Schw?che befallen, so gro? wie noch niemals, und legte sich nieder. Doktor Leander untersuchte sie, und sein Gesicht war steinkalt dabei. Dann verordnete er, was die Wissenschaft vorschreibt: Eisst¨¹ckchen, Morphium, unbedingte Ruhe. ¨¹brigens legte er am folgenden Tage wegen ¨¹berb¨¹rdung die Behandlung nieder und ¨¹bertrug sie an Doktor M¨¹ller, der sie pflicht- und kontraktgem?? in aller Sanftmut ¨¹bernahm: ein stiller, blasser, unbedeutender und wehm¨¹tiger Mann, dessen bescheidene und ruhmlose T?tigkeit den beinahe Gesunden und den Hoffnungslosen gewidmet war. Die Ansicht, der er vor allem Ausdruck gab, war die, da? die Trennung zwischen dem Kl?terjahn'schen Ehepaare nun schon recht lange w?hre. Es sei dringend w¨¹nschenswert, da? Herr Kl?terjahn, wenn anders sein bl¨¹hendes Gesch?ft es irgend gestatte, wieder einmal zu Besuch nach >Einfried< k?me. Man k?nne ihm schreiben, ihm vielleicht ein kleines Telegramm zukommen lassen ... Und sicherlich werde es die junge Mutter begl¨¹cken und st?rken, wenn er den kleinen Anton mitbr?chte: abgesehen davon, da? es f¨¹r die ?rzte geradezu interessant sein werde, die Bekanntschaft dieses gesunden kleinen Anton zu machen. Und siehe, Herr Kl?terjahn erschien. Er hatte Doktor M¨¹llers kleines Telegramm erhalten und kam vom Strande der Ostsee. Er stieg aus dem Wagen, lie? sich Kaffee und Buttersemmeln geben und sah sehr verdutzt aus. ?Herr?, sagte er, ?was ist? Warum ruft man mich zu ihr?? ?Weil es w¨¹nschenswert ist?, antwortete Doktor M¨¹ller, ?da? Sie jetzt in der N?he Ihrer Frau Gemahlin weilen.? ?W¨¹nschenswert ... W¨¹nschenswert ... Aber auch notwendig? Ich sehe auf mein Geld, mein Herr, die Zeiten sind schlecht und die Eisenbahnen sind teuer. War diese Tagesreise nicht zu umgehen? Ich wollte nichts sagen, wenn es beispielsweise die Lunge w?re; aber da es Gott sei Dank die Luftr?hre ist ...? ?Herr Kl?terjahn?, sagte Doktor M¨¹ller sanft, ?erstens ist die Luftr?hre ein wichtiges Organ ...? Er sagte unkorrekterweise ?erstens?, obgleich er gar kein ?zweitens? darauf folgen lie?. Gleichzeitig aber mit Herrn Kl?terjahn war eine ¨¹ppige, ganz in Rot, Schottisch und Gold geh¨¹llte Person in 'Einfried' eingetroffen, und sie war es, die auf ihrem Arme Anton Kl?terjahn den J¨¹ngeren, den kleinen gesunden Anton trug. Ja, er war da, und niemand konnte leugnen, da? er in der Tat von einer exzessiven Gesundheit war. Rosig und wei?, sauber und frisch gekleidet, dick und duftig lastete er auf dem nackten, roten Arm seiner betre?ten Dienerin, verschlang gewaltige Mengen von Milch und gehacktem Fleisch, schrie und ¨¹berlie? sich in jeder Beziehung seinen Instinkten. Vom Fenster seines Zimmers aus hatte der Schriftsteller Spinell die Ankunft des jungen Kl?terjahn beobachtet. Mit einem seltsamen, verschleierten und dennoch scharfen Blick hatte er ihn ins Auge gefa?t, w?hrend er vom Wagen ins Haus getragen wurde, und war dann noch l?ngere Zeit mit demselben Gesichtsausdruck an seinem Platze verharrt. Von da an mied er das Zusammentreffen mit Anton Kl?terjahn dem J¨¹ngeren so weit als tunlich. 10 Herr Spinell sa? in seinem Zimmer und >arbeitete<. Es war ein Zimmer wie alle in >Einfried<: altmodisch, einfach und distinguiert. Die massige Kommode war mit metallenen L?wenk?pfen beschlagen, der hohe Wandspiegel war keine glatte Fl?che, sondern aus vielen kleinen quadratischen, in Blei gefa?ten Scherben zusammengesetzt, kein Teppich bedeckte den bl?ulich lackierten Estrich, in dem die steifen Beine der Meubles als klare Schatten sich fortsetzten. Ein ger?umiger Schreibtisch stand in der N?he des Fensters, vor welches der Romancier einen gelben Vorhang gezogen hatte, wahrscheinlich, um sich innerlicher zu machen. In gelblicher D?mmerung sa? er ¨¹ber die Platte des Sekret?rs gebeugt und schrieb, -- schrieb an einem jener zahlreichen Briefe, die er all-w?chentlich zur Post bef?rdern lie?, und auf die er belustigenderweise meistens gar keine Antwort erhielt. Ein gro?er, starker Bogen lag vor ihm, in dessen linkem oberen Winkel unter einer verzwickt gezeichneten Landschaft der Name Detlev Spinell in v?llig neuartigen Lettern zu lesen war, und den er mit einer kleinen, sorgf?ltig gemalten und ¨¹beraus reinlichen Handschrift bedeckte. ?Mein Herr!? stand dort. ?Ich richte die folgenden Zeilen an Sie, weil ich nicht anders kann, weil das, was ich Ihnen zu sagen habe, mich erf¨¹llt, mich qu?lt und zittern macht, weil mir die Worte mit einer solchen Heftigkeit zustr?men, da? ich an ihnen ersticken w¨¹rde, d¨¹rfte ich mich ihrer nicht in diesem Briefe entlasten ...? Der Wahrheit die Ehre zu geben, so war dies mit dem ?Zustr?men? ganz einfach nicht der Fall, und Gott wu?te, aus was f¨¹r eitlen Gr¨¹nden Herr Spinell es behauptete. Die Worte schienen ihm durchaus nicht zuzustr?men, f¨¹r einen, dessen b¨¹rgerlicher Beruf das Schreiben ist, kam er j?mmerlich langsam von der Stelle, und wer ihn sah, mu?te zu der Anschauung gelangen, da? ein Schriftsteller ein Mann ist, dem das Schreiben schwerer f?llt als allen anderen Leuten. Mit zwei Fingerspitzen hielt er eins der sonderbaren Flaumh?rchen an seiner Wange erfa?t und drehte Viertelstunden lang daran, indem er ins Leere starrte und nicht um eine Zeile vorw?rtsr¨¹ckte, schrieb dann ein paar zierliche W?rter und stockte aufs neue. Andererseits mu? man zugeben, da? das, was schlie?lich zustande kam, den Eindruck der Gl?tte und Lebhaftigkeit erweckte, wenn es auch inhaltlich einen wunderlichen, fragw¨¹rdigen und oft sogar unverst?ndlichen Charakter trug. ?Es ist?, so setzte der Brief sich fort, ?das unabweisliche Bed¨¹rfnis, das, was ich sehe, was seit Wochen als eine unausl?schliche Vision vor meinen Augen steht, auch Sie sehen zu machen, es Sie mit meinen Augen, in derjenigen sprachlichen Beleuchtung schauen zu lassen, in der es vor meinem inneren Blicke steht. Ich bin gewohnt, diesem Drange zu weichen, der mich zwingt, in unverge?lich und flammend richtig an ihrem Platze stehenden Worten meine Erlebnisse zu denen der Welt zu machen. Und darum h?ren Sie mich an. Ich will nichts als sagen, was war und ist, ich erz?hle lediglich eine Geschichte, eine ganz kurze, uns?glich emp?rende Geschichte, erz?hle sie ohne Kommentar, ohne Anklage und Urteil, nur mit meinen Worten. Es ist die Geschichte Gabriele Eckhofs, mein Herr, der Frau, die Sie die Ihrige nennen ... und merken Sie wohl! Sie waren es, der sie erlebte; und dennoch bin ich es, dessen Worte sie Ihnen erst in Wahrheit zur Bedeutung eines Erlebnisses erheben wird. Erinnern Sie sich des Gartens, mein Herr, des alten, verwucherten Gartens hinter dem grauen Patrizierhause? Das gr¨¹ne Moos spro? in den Fugen der verwitterten Mauern, die seine vertr?umte Wildnis umschlossen. Erinnern Sie sich auch des Springbrunnens in seiner Mitte? Lilafarbene Lilien neigten sich ¨¹ber sein morsches Rund, und sein wei?er Strahl plauderte geheimnisvoll auf das zerkl¨¹ftete Gestein hinab. Der Sommertag neigte sich. Sieben Jungfrauen sa?en im Kreis um den Brunnen; in das Haar der Siebenten aber, der Ersten, der Einen, schien die sinkende Sonne heimlich ein schimmerndes Abzeichen der Ober hoheit zu weben. Ihre Augen waren wie ?ngstliche Tr?ume, und dennoch l?chelten ihre klaren Lippen .... Sie sangen. Sie hielten ihre schmalen Gesichter zur H?he des Springstrahles emporgewandt, dorthin, wo er in m¨¹der und edler Rundung sich zum Falle neigte, und ihre leisen, hellen Stimmen umschwebten seinen schlanken Tanz. Vielleicht hielten sie ihre zarten H?nde um ihre Kniee gefaltet, indes sie sangen .... Entsinnen Sie sich des Bildes, mein Herr? Sahen Sie es? Sie sahen es nicht. Ihre Augen waren nicht geschaffen daf¨¹r, und Ihre Ohren nicht, die keusche S¨¹?igkeit seiner Melodie zu vernehmen. Sahen Sie es -- Sie durften nicht wagen, zu atmen, Sie mu?ten Ihrem Herzen zu schlagen verwehren. Sie mu?ten gehen, zur¨¹ck ins Leben, in Ihr Leben, und f¨¹r den Rest Ihres Erdendaseins das Geschaute als ein unantastbares und unverletzliches Heiligtum in Ihrer Seele bewahren. Was aber taten Sie? Dies Bild war ein Ende, mein Herr; mu?ten Sie kommen und es zerst?ren, um ihm eine Fortsetzung der Gemeinheit und des h??lichen Leidens zu geben? Es war eine r¨¹hrende und friedevolle Apotheose, getaucht in die abendliche Verkl?rung des Verfalles, der Aufl?sung und des Verl?schens. Ein altes Geschlecht, zu m¨¹de bereits und zu edel zur Tat und zum Leben, steht am Ende seiner Tage, und seine letzten ?u?erungen sind Laute der Kunst, ein paar Geigent?ne, voll von der wissenden Wehmut der Sterbensreife .... Sahen Sie die Augen, denen diese T?ne Tr?nen entlockten? Vielleicht, da? die Seelen der sechs Gespielinnen dem Leben geh?rten; diejenige aber ihrer schwesterlichen Herrin geh?rte der Sch?nheit und dem Tode. Sie sahen sie, diese Todessch?nheit: sahen sie an, um ihrer zu begehren. Nichts von Ehrfurcht, nichts von Scheu ber¨¹hrte Ihr Herz gegen¨¹ber ihrer r¨¹hrenden Heiligkeit. Es gen¨¹gte Ihnen nicht, zu schauen; Sie mu?ten besitzen, ausn¨¹tzen, entweihen... Wie fein Sie Ihre Wahl trafen! Sie sind ein Gourmand, mein Herr, ein plebejischer Gourmand, ein Bauer mit Geschmack. Ich bitte Sie, zu bemerken, da? ich keineswegs den Wunsch hege, Sie zu kr?nken. Was ich sage, ist kein Schimpf, sondern die Formel, die einfache psychologische Formel f¨¹r Ihre einfache, literarisch g?nzlich uninteressante Pers?nlichkeit, und ich spreche sie aus, nur weil es mich treibt, Ihnen Ihr eigenes Tun und Wesen ein wenig zu erhellen, weil es auf Erden mein unausweichlicher Beruf ist, die Dinge bei Namen zu nennen, sie reden zu machen, und das Unbewu?te zu durchleuchten. Die Welt ist voll von dem, was ich den 'unbewu?ten Typus' nenne: und ich ertrage sie nicht, alle diese unbewu?ten Typen! Ich ertrage es nicht, all dies dumpfe, unwissende und erkenntnislose Leben und Handeln, diese Welt von aufreizender Naivit?t um mich her! Es treibt mich mit qualvoller Unwiderstehlichkeit, alles Sein in der Runde -- so weit meine Kr?fte reichen -- zu erl?utern, auszusprechen und zum Bewu?tsein zu bringen, -- unbek¨¹mmert darum, ob dies eine f?rdernde oder hemmende Wirkung nach sich zieht, ob es Trost und Linderung bringt oder Schmerz zuf¨¹gt. Sie sind, mein Herr, wie ich sagte, ein plebejischer Gourmand, ein Bauer mit Geschmack. Eigentlich von plumper Konstitution und auf einer ?u?erst niedrigen Entwicklungsstufe befindlich, sind Sie durch Reichtum und sitzende Lebensweise zu einer pl?tzlichen, unhistorischen und barbarischen Korruption des Nervensystems gelangt, die eine gewisse l¨¹sterne Verfeinerung des Genu?bed¨¹rfnisses nach sich zieht. Wohl m?glich, da? die Muskeln Ihres Schlundes in eine schmatzende Bewegung gerieten, wie angesichts einer k?stlichen Suppe oder seltenen Platte, als Sie beschlossen, Gabriele Eckhof zu eigen zu nehmen ... In der Tat, Sie lenken ihren vertr?umten Willen in die Irre, Sie f¨¹hren sie aus dem verwucherten Garten in das Leben und in die H??lichkeit, Sie geben ihr Ihren ordin?ren Namen und machen sie zum Eheweibe, zur Hausfrau, machen sie zur Mutter. Sie erniedrigen die m¨¹de, scheue und in erhabener Unbrauchbarkeit bl¨¹hende Sch?nheit des Todes in den Dienst des gemeinen Alltags und jenes bl?den, ungef¨¹gen und ver?chtlichen G?tzen, den man die Natur nennt, und nicht eine Ahnung von der tiefen Niedertracht dieses Beginnens regt sich in Ihrem b?uerischen Gewissen. Nochmals: Was geschieht? Sie, mit den Augen, die wie ?ngst liche Tr?ume sind, schenkt Ihnen ein Kind; sie gibt diesem Wesen, das eine Fortsetzung der niedrigen Existenz seines Erzeugers ist, alles mit, was sie an Blut und Lebensm?glichkeit besitzt, und stirbt. Sie stirbt, mein Herr! Und wenn sie nicht in Gemeinheit dahinf?hrt, wenn sie dennoch zuletzt sich aus den Tiefen ihrer Erniedrigung erhob und stolz und selig unter dem t?dlichen Kusse der Sch?nheit vergeht, so ist das meine Sorge gewesen. Die Ihrige war es wohl unterdessen, sich auf verschwiegenen Korridoren mit Stubenm?dchen die Zeit zu verk¨¹rzen. Ihr Kind aber, Gabriele Eckhofs Sohn, gedeiht, lebt und triumphiert. Vielleicht wird er das Leben seines Vaters fortf¨¹hren, ein handeltreibender, Steuern zahlender und gut speisender B¨¹rger werden; vielleicht ein Soldat oder Beamter, eine unwissende und t¨¹chtige St¨¹tze des Staates; in jedem Falle ein amusisches, normal funktionierendes Gesch?pf, skrupellos und zuversichtlich, stark und dumm. Nehmen Sie das Gest?ndnis, mein Herr, da? ich Sie hasse, Sie und Ihr Kind, wie ich das Leben selbst hasse, das gemeine, das l?cherliche und dennoch triumphierende Leben, das Sie darstellen, den ewigen Gegensatz und Todfeind der Sch?nheit. Ich darf nicht sagen, da? ich Sie verachte. Ich kann es nicht. Ich bin ehrlich. Sie sind der St?rkere. Ich habe Ihnen im Kampfe nur eines entgegenzustellen, das erhabene Gewaffen und Rachewerkzeug der Schwachen: Geist und Wort. Heute habe ich mich seiner bedient. Denn dieser Brief -- auch darin bin ich ehrlich, mein Herr -- ist nichts als ein Racheakt, und ist nur ein einziges Wort darin scharf, gl?nzend und sch?n genug, Sie betroffen zu machen, Sie eine fremde Macht sp¨¹ren zu lassen, Ihren robusten Gleichmut einen Augenblick ins Wanken zu bringen, so will ich frohlocken. Detlev Spinell.? Und dieses Schriftst¨¹ck couvertierte und frankierte Herr Spinell, versah es mit einer zierlichen Adresse und ¨¹berlieferte es der Post. 11 Herr Kl?terjahn pochte an Herrn Spinells Stubent¨¹r; er hielt einen gro?en, reinlich beschriebenen Bogen in der Hand und sah aus wie ein Mann, der entschlossen ist, energisch vorzugehen. Die Post hatte ihre Pflicht getan, der Brief war seinen Weg gegangen, er hatte die wunderliche Reise von 'Einfried' nach 'Einfried' gemacht und war richtig in die H?nde des Adressaten gelangt. Es war vier Uhr am Nachmittage. Als Herr Kl?terjahn eintrat, sa? Herr Spinell auf dem Sofa und las in seinem eigenen Roman mit der verwirrenden Umschlagzeichnung. Er stand auf und sah den Besucher ¨¹berrascht und fragend an, obgleich er deutlich err?tete. ?Guten Tag?, sagte Herr Kl?terjahn. ?Entschuldigen Sie, da? ich Sie in Ihren Besch?ftigungen st?re. Aber darf ich fragen, ob Sie dies geschrieben haben?? Damit hielt er den gro?en, reinlich beschriebenen Bogen mit der linken Hand empor und schlug mit dem R¨¹cken der Rechten darauf, so da? es heftig knisterte. Hierauf schob er die Rechte in die Tasche seines weiten, bequemen Beinkleides, legte den Kopf auf die Seite und ?ffnete, wie manche Leute pflegen, den Mund zum Horchen. Sonderbarerweise l?chelte Herr Spinell; er l?chelte zuvorkommend, ein wenig verwirrt und halb entschuldigend, f¨¹hrte die Hand zum Kopfe, als bes?nne er sich, und sagte: ?Ah, richtig ... ja ... ich erlaubte mir ...? Die Sache war die, da? er sich heute gegeben hatte, wie er war, und bis gegen Mittag geschlafen hatte. Infolge hiervon litt er an schlimmem Gewissen und bl?dem Kopfe, f¨¹hlte er sich nerv?s und wenig widerstandsf?hig. Hinzu kam, da? die Fr¨¹hlingsluft, die eingetreten war, ihn matt und zur Verzweiflung geneigt machte. Dies alles mu? erw?hnt werden als Erkl?rung daf¨¹r, da? er sich w?hrend dieser Szene so ?u?erst albern benahm. ?So! Aha! Sch?n!? sagte Herr Kl?terjahn, indem er das Kinn auf die Brust dr¨¹ckte, die Brauen emporzog, die Arme reckte und eine Menge ?hnlicher Anstalten traf, nach Erledigung dieser Formfrage ohne Erbarmen zur Sache zu kommen. Aus Freude an seiner Person ging er ein wenig zu weit in diesen Anstalten; was schlie?lich erfolgte, entsprach nicht v?llig der drohenden Umst?ndlichkeit dieser mimischen Vorbereitungen. Aber Herr Spinell war ziemlich bleich. ?Sehr sch?n!? wiederholte Herr Kl?terjahn. ?Dann lassen Sie sich die Antwort m¨¹ndlich geben, mein Lieber, und zwar in Anbetracht des Umstandes, da? ich es f¨¹r bl?dsinnig halte, jemandem, den man st¨¹ndlich sprechen kann, seitenlange Briefe zu schreiben ...? ?Nun ... bl?dsinnig ...? sagte Herr Spinell l?chelnd, entschuldigend und beinahe dem¨¹tig .... ?Bl?dsinnig!? wiederholte Herr Kl?terjahn und sch¨¹ttelte heftig den Kopf, um zu zeigen, wie unangreifbar sicher er seiner Sache sei. ?Und ich w¨¹rde dies Geschreibsel nicht eines Wortes w¨¹rdigen, es w?re mir, offen gestanden, ganz einfach als Butterbrotpapier zu schlecht, wenn es mich nicht ¨¹ber gewisse Dinge aufkl?rte, die ich bis dahin nicht begriff, gewisse Ver?nderungen ... ¨¹brigens geht Sie das nichts an und geh?rt nicht zur Sache. Ich bin ein t?tiger Mann, ich habe Besseres zu bedenken als Ihre unaussprechlichen Visionen ...? ?Ich habe 'unausl?schliche Vision' geschrieben?, sagte Herr Spinell und richtete sich auf. Es war der einzige Moment dieses Auftrittes, in dem er ein wenig W¨¹rde an den Tag legte. ?Unausl?schlich... unaussprechlich...!? entgegnete Herr Kl?terjahn und blickte ins Manuskript. ?Sie schreiben eine Hand, die miserabel ist, mein Lieber; ich m?chte Sie nicht in meinem Kontor besch?ftigen. Auf den ersten Blick scheint es ganz sauber, aber bei Licht besehen ist es voller L¨¹cken und Zittrigkeiten. Aber das ist Ihre Sache und geht mich nichts an. Ich bin gekommen, um Ihnen zu sagen, da? Sie erstens ein Hanswurst sind -- , nun, das ist Ihnen hoffentlich bekannt. Au?erdem aber sind Sie ein gro?er Feigling, und auch das brauche ich Ihnen wohl nicht ausf¨¹hrlich zu beweisen. Meine Frau hat mir einmal geschrieben, Sie s?hen den Weibspersonen, denen Sie begegnen, nicht ins Gesicht, sondern schielten nur so hin, um eine sch?ne Ahnung davonzutragen, aus Angst vor der Wirklichkeit. Leider hat sie sp?ter aufgeh?rt, in ihren Briefen von Ihnen zu erz?hlen; sonst w¨¹?te ich noch mehr Geschichten von Ihnen. Aber so sind Sie. 'Sch?nheit' ist Ihr drittes Wort, aber im Grunde ist es nichts als Bangeb¨¹chsigkeit und Duckm?userei und Neid, und daher wohl auch Ihre unversch?mte Bemerkung von den 'verschwiegenen Korridoren', die mich wahrscheinlich so recht durchbohren sollte und mir doch blo? Spa? gemacht hat. Spa? hat sie mir gemacht! Aber wissen Sie nun Bescheid? Habe ich Ihnen Ihr ... Ihr 'Tun und Wesen' nun 'ein wenig erhellt', Sie Jammermensch? Obgleich es nicht mein 'unausbleiblicher Beruf' ist, h?, h?! ... ? ?Ich habe 'unausweichlicher Beruf' geschrieben?, sagte Herr Spinell; aber er gab es gleich wieder auf. Er stand da, hilflos und abgekanzelt, wie ein gro?er, kl?glicher, grauhaariger Schuljunge. ?Unausweichlich ... unausbleiblich ... Ein niedertr?chtiger Feigling sind Sie, sage ich Ihnen. T?glich sehen Sie mich bei Tische. Sie gr¨¹?en mich und l?cheln, Sie reichen mir Sch¨¹sseln und l?cheln, Sie w¨¹nschen mir gesegnete Mahlzeit und l?cheln. Und eines Tages schicken Sie mir solch einen Wisch voll bl?dsinniger Injurien auf den Hals. H?, ja, schriftlich haben Sie Mut! Und wenn es blo? dieser lachhafte Brief w?re. Aber Sie haben gegen mich intrigiert, hinter meinem R¨¹cken gegen mich intrigiert, ich begreife es jetzt sehr wohl ... obgleich Sie sich nicht einzubilden brauchen, da? es Ihnen etwas gen¨¹tzt hat! Wenn Sie sich etwa der Hoffnung hingeben, meiner Frau Grillen in den Kopf gesetzt zu haben, so befinden Sie sich auf dem Holzwege, mein wertgesch?tzter Herr, dazu ist sie ein zu vern¨¹nftiger Mensch! Oder wenn Sie am Ende gar glauben, da? sie mich irgendwie anders als sonst empfangen hat, mich und das Kind, als wir kamen, so setzten Sie Ihrer Abgeschmacktheit die Krone aufl Wenn sie dem Kleinen keinen Ku? gegeben hat, so geschah es aus Vorsicht, weil neuerdings die Hypothese aufgetaucht ist, da? es nicht die Luftr?hre, sondern die Lunge ist, und man in diesem Falle nicht wissen kann ... obgleich es ¨¹brigens noch sehr zu beweisen ist, das mit der Lunge, und Sie mit Ihrem -- 'sie stirbt, mein Herr!' Sie sind ein Esel!? Hier suchte Herr Kl?terjahn seine Atmung ein wenig zu regeln. Er war nun sehr in Zorn geraten, stach best?ndig mit dem rechten Zeigefinger in die Luft und richtete das Manuskript in seiner Linken aufs ¨¹belste zu. Sein Gesicht, zwischen dem blonden englischen Backenbart, war furchtbar rot, und seine umw?lkte Stirn war von geschwollenen Adern zerrissen wie von Zornesblitzen. ?Sie hassen mich?, fuhr er fort, ?und Sie w¨¹rden mich verachten, wenn ich nicht der St?rkere w?re ... Ja, das bin ich, zum Teufel, ich habe das Herz auf dem rechten Fleck, w?hrend Sie das Ihre wohl meistens in den Hosen haben, und ich w¨¹rde Sie in die Pfanne hauen mitsamt Ihrem 'Geist und Wort', Sie hinterlistiger Idiot, wenn das nicht verboten w?re. Aber damit ist nicht gesagt, mein Lieber, da? ich mir Ihre Invektiven so ohne weiteres gefallen lasse, und wenn ich das mit dem 'ordin?ren Namen' zu Haus meinem Anwalt zeige, so wollen wir sehen, ob Sie nicht Ihr blaues Wunder erleben. Mein Name ist gut, mein Herr, und zwar durch mein Verdienst. Ob Ihnen jemand auf den Ihren auch nur einen Silbergroschen borgt, diese Frage m?gen Sie mit sich selbst er?rtern, Sie hergelaufener Bummler! Gegen Sie mu? man gesetzlich vorgehen! Sie sind gemeingef?hrlich! Sie machen die Leute verr¨¹ckt! ... Obgleich Sie sich nicht einzubilden brauchen, da? es Ihnen diesmal gelungen ist, Sie heimt¨¹ckischer Patron! Von Individuen, wie Sie eins sind, lasse ich mich denn doch nicht aus dem Felde schlagen. Ich habe das Herz auf dem rechten Fleck ....? Herr Kl?terjahn war nun wirklich ?u?erst erregt. Er schrie und sagte wiederholt, da? er das Herz auf dem rechten Fleck habe. ?'Sie sangen.' Punkt. Sie sangen gar nicht! Sie strickten. Au?erdem sprachen sie, soviel ich verstanden habe, von einem Rezept f¨¹r Kartoffelpuffer, und wenn ich das mit dem 'Verfall' und der 'Aufl?sung' meinem Schwiegervater sage, so belangt er Sie gleichfalls von Rechts wegen, da k?nnen Sie sicher sein! ...'Sahen Sie das Bild, sahen Sie es?' Nat¨¹rlich sah ich es, aber ich begreife nicht, warum ich deshalb den Atem anhalten und davonlaufen sollte. Ich schiele den Weibern nicht am Gesicht vorbei, ich sehe sie mir an, und wenn sie mir gefallen, und wenn sie mich wollen, so nehme ich sie mir. Ich habe das Herz auf dem rechten Fl ...? Es pochte. -- Es pochte gleich neun -- oder zehnmal ganz rasch hintereinander an die Stubent¨¹r, ein kleiner, heftiger, ?ngstlicher Wirbel, der Herrn Kl?terjahn verstummen machte, und eine Stimme, die gar keinen Halt hatte, sondern vor Bedr?ngnis fortw?hrend aus den Fugen ging, sagte in gr??ter Hast: ?Herr Kl?terjahn, Herr Kl?terjahn, ach, ist Herr Kl?terjahn da?? ?Drau?en bleiben?, sagte Herr Kl?terjahn unwirsch ... ?Was ist? Ich habe hier zu reden.? ?Herr Kl?terjahn?, sagte die schwankende und sich brechende Stimme, ?Sie m¨¹ssen kommen ... auch die ?rzte sind da ... oh, es ist so entsetzlich traurig ...? Da war er mit einem Schritt an der T¨¹r und ri? sie auf. Die R?tin Spatz stand drau?en. Sie hielt ihr Schnupftuch vor den Mund, und gro?e, l?ngliche Tr?nen rollten paarweise in dieses Tuch hinein. ?Herr Kl?terjahn?, brachte sie hervor ..., ?es ist so entsetzlich traurig ... Sie hat so viel Blut aufgebracht, so f¨¹rchterlich viel ... Sie sa? ganz ruhig im Bette und summte ein St¨¹ckchen Musik vor sich hin, und da kam es, lieber Gott, so ¨¹berm??ig viel ...? ?Ist sie tot?!? schrie Herr Kl?terjahn ... Dabei packte er die R?tin am Oberarm und zog sie auf der Schwelle hin und her. ?Nein, nicht ganz, wie? Noch nicht ganz, sie kann mich noch sehen ... Hat sie wieder ein bi?chen Blut aufgebracht? Aus der Lunge, wie? Ich gebe zu, da? es vielleicht aus der Lunge kommt ... Gabriele!? sagte er pl?tzlich, indem die Augen ihm ¨¹bergingen, und man sah, wie ein warmes, gutes, menschliches und redliches Gef¨¹hl aus ihm hervorbrach. ?Ja, ich komme!? sagte er, und mit langen Schritten schleppte er die R?tin aus dem Zimmer hinaus und ¨¹ber den Korridor davon. Von einem entlegenen Teile des Wandelganges her vernahm man noch immer sein rasch sich entfernendes ?Nicht ganz, wie? ... Aus der Lunge, was? ... ? 12 Herr Spinell stand auf dem Fleck, wo er w?hrend Herrn Kl?terjahns so j?h unterbrochener Visite gestanden hatte, und blickte auf die offene T¨¹r. Endlich tat er ein paar Schritte vorw?rts und horchte ins Weite. Aber alles war still, und so schlo? er die T¨¹r und kehrte ins Zimmer zur¨¹ck. Eine Weile betrachtete er sich im Spiegel. Hierauf ging er zum Schreibtisch, holte ein kleines Flacon und ein Gl?schen aus einem Fache hervor und nahm einen Cognac zu sich, was kein Mensch ihm verdenken konnte. Dann streckte er sich auf dem Sofa aus und schlo? die Augen. Die obere Klappe des Fensters stand offen. Drau?en im Garten von 'Einfried' zwitscherten die V?gel, und in diesen kleinen, zarten und kecken Lauten lag fein und durchdringend der ganze Fr¨¹hling ausgedr¨¹ckt. Einmal sagte Herr Spinell leise vor sich hin: ?Unausbleiblicher Beruf...? Dann bewegte er den Kopf hin und her und zog die Luft durch die Z?hne ein, wie bei einem heftigen Nervenschmerz. Es war unm?glich, zur Ruhe und Sammlung zu gelangen. Man ist nicht geschaffen f¨¹r so plumpe Erlebnisse wie dieses da! -- Durch einen seelischen Vorgang, dessen Analyse zu weit f¨¹hren w¨¹rde, gelangte Herr Spinell zu dem Entschlusse, sich zu erheben und sich ein wenig Bewegung zu machen, sich ein wenig im Freien zu ergehen. So nahm er den Hut und verlie? das Zimmer. Als er aus dem Hause trat und die milde, w¨¹rzige Luft ihn umfing, wandte er das Haupt und lie? seine Augen langsam an dem Geb?ude empor bis zu einem der Fenster gleiten, einem verh?ngten Fenster, an dem sein Blick eine Weile ernst, fest und dunkel haftete. Dann legte er die H?nde auf den R¨¹cken und schritt ¨¹ber die Kieswege dahin. Er schritt in tiefem Sinnen. Noch waren die Beete mit Matten bedeckt, und B?ume und Str?ucher waren noch nackt; aber der Schnee war fort, und die Wege zeigten nur hier und da noch feuchte Spuren. Der weite Garten mit seinen Grotten, Laubeng?ngen und kleinen Pavillons lag in pr?chtig farbiger Nachmittagsbeleuchtung, mit kr?ftigen Schatten und sattem, goldigem Licht, und das dunkle Ge?st der B?ume stand scharf und zart gegliedert gegen den hellen Himmel. Es war um die Stunde, da die Sonne Gestalt annimmt, da die formlose Lichtmasse zur sichtbar sinkenden Scheibe wird, deren sattere, mildere Glut das Auge duldet. Herr Spinell sah die Sonne nicht; sein Weg f¨¹hrte ihn so, da? sie ihm verdeckt und verborgen war. Er ging gesenkten Hauptes und summte ein St¨¹ckchen Musik vor sich hin, ein kurzes Gebild, eine bang und klagend aufw?rtssteigende Figur, das Sehnsuchtsmotiv ... Pl?tzlich aber, mit einem Ruck, einem kurzen, krampfhaften Aufatmen, blieb er gefesselt stehen, und unter heftig zusammengezogenen Brauen starrten seine erweiterten Augen mit dem Ausdruck entsetzter Abwehr geradeaus... Der Weg wandte sich; er f¨¹hrte der sinkenden Sonne entgegen. Durchzogen von zwei schmalen, erleuchteten Wolkenstreifen mit vergoldeten R?ndern stand sie gro? und schr?ge am Himmel, setzte die Wipfel der B?ume in Glut und go? ihren gelbr?tlichen Glanz ¨¹ber den Garten hin. Und inmitten dieser goldigen Verkl?rung, die gewaltige Gloriole der Sonnenscheibe zu H?upten, stand hochaufgerichtet im Wege eine ¨¹ppige, ganz in Rot, Gold und Schottisch gekleidete Person, die ihre Rechte in die schwellende H¨¹fte stemmte und mit der Linken ein grazil geformtes W?gelchen leicht vor sich hin und her bewegte. In diesem W?gelchen aber sa? das Kind, sa? Anton Kl?terjahn der J¨¹ngere, sa? Gabriele Eckhofs dicker Sohn! Er sa?, bekleidet mit einer wei?en Flausjacke und einem gro?en wei?en Hut, pausb?ckig, pr?chtig und wohlgeraten in den Kissen, und sein Blick begegnete lustig und unbeirrbar demjenigen Herrn Spinells. Der Romancier war im Begriffe, sich aufzuraffen, er war ein Mann, er h?tte die Kraft besessen, an dieser unerwarteten, in Glanz getauchten Erscheinung vor¨¹berzuschreiten und seinen Spaziergang fortzusetzen. Da aber geschah das Gr??liche, da? Anton Kl?terjahn zu lachen und jubeln begann, er kreischte vor unerkl?rlicher Lust, es konnte einem unheimlich zu Sinne werden. Gott wei?, was ihn anfocht, ob die schwarze Gestalt ihm gegen¨¹ber ihn in diese wilde Heiterkeit versetzte oder was f¨¹r ein Anfall von animalischem Wohlbefinden ihn packte. Er hielt in der einen Hand einen kn?chernen Bei?ring und in der anderen eine blecherne Klapperb¨¹chse. Diese beiden Gegenst?nde reckte er jauchzend in den Sonnenschein empor, sch¨¹ttelte sie und schlug sie zusammen, als wollte er jemanden spottend verscheuchen. Seine Augen waren beinahe geschlossen vor Vergn¨¹gen, und sein Mund war so klaffend aufgerissen, da? man seinen ganzen rosigen Gaumen sah. Er warf sogar seinen Kopf hin und her, indes er jauchzte. Da machte Herr Spinell kehrt und ging von dannen. Er ging, gefolgt von dem Jubilieren des kleinen Kl?terjahn, mit einer gewissen behutsamen und steif-grazi?sen Armhaltung ¨¹ber den Kies, mit den gewaltsam z?gernden Schritten jemandes, der verbergen will, da? er innerlich davonl?uft. End of the Project Gutenberg EBook of Tristan, by Thomas Mann *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK TRISTAN *** ***** This file should be named 13810-8.txt or 13810-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.net/1/3/8/1/13810/ Produced by Martin Agren, Brett Koonce and the PG Online Distributed Proofreading Team. Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from public domain print editions means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. 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